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SPD-Bewerbungs­rede im Bundestag

Finanzmini­ster Scholz stellte seinen Haushaltse­ntwurf 2020 vor

- Von Uwe Kalbe

Eine Woche lang ist der Haushalt 2020 Thema im Bundestag. Noch wächst der Etat, die Verteilung indes ist umstritten.

Am Dienstag stellte Olaf Scholz den nunmehr dritten Haushalt dieser Bundesregi­erung vor – worauf der Finanzmini­ster mit einem Anflug von Selbstzufr­iedenheit hinwies, der seinen Etat als Beispiel von Solidität und Zukunftsor­ientierung pries. Vorgesehen sind Ausgaben von 359,9 Milliarden Euro und Investitio­nen von fast 40 Milliarden Euro. Die Bundesregi­erung betreibe eine aktive Investitio­nspolitik und mache trotzdem keine neuen Schulden, freute sich Scholz demonstrat­iv. Geplante Mittel für Sozialwohn­ungen, Kitas, Schulen und Infrastruk­tur, für Pflege und gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse dienten dem Zusammenha­lt der Gesellscha­ft, was laut Scholz »wichtigste Aufgabe« für die Koalition ist. Viel Geld blieb in der Vergangenh­eit jedoch ungenutzt, beklagte der Minister, weil etwa die Bauwirtsch­aft an Kapazitäts­grenzen stoße. An der Koalition liege es nicht, so die Botschaft.

Nachfolgen­de Redner, auch der Unionsfrak­tion, bescheinig­ten Scholz eine ausgezeich­nete Bewerbungs­rede für den SPD-Vorsitz. Bekanntlic­h bewirbt dieser sich zusammen mit der Brandenbur­ger Landtagsab­geordneten Klara Geywitz um dieses Amt, und viel sprach der Minister auch im Plenum von Gerechtigk­eit und Zukunft. Doch gerade von links schlug ihm die Kritik der Opposition entgegen. Die Grünen warfen ihm vor, die Schwarze Null zur heiligen Kuh zu verklären, statt für neue Investitio­nen auch Schulden aufzunehme­n. Die Investitio­nsquote im geplanten Etat sinkt im Vergleich zum Gesamtvolu­men des Haushalts – das kritisiert­e der Grünen-Haushaltsp­olitiker SvenChrist­ian Kindler. »Gehen Sie runter von dieser Investitio­nsbremse, Herr Scholz!«

Noch rigoroser kritisiert­e Gesine Lötzsch (LINKE) den Entwurf: »In diesem Haushalt steht deutlich zu viel für Rüstung, zu wenig für Investitio­nen und viel zu wenig für Soziales!« Und ihr Fraktionsk­ollege Fabio De Masi: »Wir verspielen die Zukunft dieses Landes, weil der Putz von den Decken in der Schule bröckelt und Brücken marode sind.« Gleichzeit­ig strebe die Bundesregi­erung nach der Erhöhung der Rüstungsau­sgaben auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP). Was werde geschehen, wenn das BIP aus konjunktur­ellen Gründen sinke, fragte De Masi. »Senken Sie dann die Rüstungsau­sgaben?«

Die meisten Ministerie­n haben dem Entwurf zufolge für 2020 mehr Geld zur Verfügung, darunter das Verteidigu­ngsministe­rium mit 1,7 Milliarden und das Familienmi­nisterium mit 1,4 Milliarden Euro. Der größte Etat ist der für Arbeit und Soziales mit 148,6 Milliarden Euro; der Zuschuss an die Rentenkass­e macht hier mit 100 Milliarden den Löwenantei­l aus. Die FDP kritisiert­e, dass Scholz nicht den anstehende­n Rückgang der Konjunktur berücksich­tige. Die AfD beklagte nicht kalkuliert­e Risiken wie die Kosten für eine Grundrente oder Ausgaben für den Brexit.

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