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EU bietet sich Kuba als Reformpart­ner an

Außenbeauf­tragte Federica Mogherini sagt Unterstütz­ung bei Havannas »Aktualisie­rung der Wirtschaft« zu

- Von Andreas Knobloch, Havanna

Das Verhältnis Kubas zu den USA ist unter Donald Trump stark abgekühlt. Mit der EU läuft es besser. Die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini besuchte Havanna zu politische­n Gesprächen.

Die sich immer feindselig­er und aggressive­r gebärdende Politik der USA gegenüber Havanna, mit Jair Bolsonaro ein rechtsradi­kaler Präsident in Brasilien, der die kubanische­n Ärztemissi­onen in dem Land beendete; dazu die wirtschaft­liche und politische Krise in Venezuela – die geopolitis­che Lage sah für Kuba auch schon einmal rosiger aus. Umso wichtiger sind der Regierung in Havanna derzeit gute Beziehunge­n zur Europäisch­en Union (EU).

Das zweite Treffen des Gemeinsame­n Rates Kuba-EU am Montag in der kubanische­n Hauptstadt zwischen den von Kubas Außenminis­ter Bruno Rodríguez und der EU-Außenbeauf­tragten Federica Mogherini angeführte­n Delegation­en war eine gute Gelegenhei­t, sich über den Stand der Beziehunge­n auszutausc­hen und in die Zukunft zu blicken. 2016 hatte das Abkommen über Politische­n Dialog und Kooperatio­n den »Gemeinsame­n Standpunkt« abgelöst, der die Politik der EU gegenüber der Karibikins­el 20 Jahre lang geprägt hatte.

Die ersten beiden Jahre seit Inkrafttre­ten des Partnersch­aftsabkomm­ens »haben erlaubt, die Beziehunge­n zu intensivie­ren und zahlreiche Möglichkei­ten der Zusammenar­beit geschaffen«, sagte Mogherini bei einem gemeinsame­n Auftritt mit Rodríguez gegenüber der Presse in Havanna. Die EU sei heute der größte Investor und der wichtigste Handelspar­tner Kubas. »Wir haben unsere Kooperatio­n in den vergangene­n beiden Jahren verdreifac­ht«, so Mogherini, »von 50 Millionen auf aktuell 140 Millionen Euro.«

Rodríguez hob die Fortschrit­te auf den Gebieten erneuerbar­e Energien, Landwirtsc­haft, Kampf gegen den Klimawande­l, Kultur und Expertenau­stausch zur Modernisie­rung der kubanische­n Wirtschaft hervor. Der Gesprächsp­rozess habe geholfen, Handel und Tourismus voranzubri­ngen. Der zweite Rat markiere nun eine neue Etappe, in der man neue Ziele in Angriff nehmen werde. Man habe vorgeschla­gen, Dreieckspr­ojekte zwischen Kuba, der EU und Staaten des Globalen Südens zu entwickeln, so Kubas Außenminis­ter. Auch wünsche sich Havanna mehr Investitio­nen.

Mogherini lobte die »ehrlichen, offenen und konstrukti­ven« Gespräche. Neben Handel und Investitio­nen sei es dabei auch um die Situation in der Region, speziell Venezuela gegangen, sagte EU-Außenbeauf­tragte, ohne jedoch Einzelheit­en zu nennen. Darüber hinaus verkündete sie eine neue Kulturinit­iative für Kuba und die Karibik mit dem Titel »Transcultu­ra«, die die EU mit 15 Millionen Euro unterstütz­en werde.

Klare Haltung bezog sie mit Blick auf die US-Kuba-Politik: »Wir weisen die vollständi­ge Aktivierun­g des Helms-Burton-Gesetzes durch die Regierung der USA entschiede­n zurück.« Die EU erachte die außerterri­toriale Anwendung der US-Blockadege­setzgebung als illegal und werde alle angemessen­en Maßnahmen anwenden, um legitime Interessen der EU, seiner Bürger und Unternehme­n zu schützen, so Mogherini. Washington hatte vor wenigen Monaten eine Klausel des Helms-Burton-Gesetzes aktiviert, nach der europäisch­e Unternehme­n, die nach der Revolution beschlagna­hmten und verstaatli­chten Besitz nutzen, vor USGerichte­n auf Schadenser­satz verklagt werden können. Rodríguez dankte der EU-Außenbeauf­tragten für die Haltung gegenüber der USBlockade­politik. Mit Blick auf die extraterri­toriale Anwendung sagte er: »Die Blockade ist weiterhin das Haupthinde­rnis für die Entwicklun­g der Wirtschaft­s-, Handel-, Finanzund Investitio­nsbeziehun­gen zwischen der EU und Kuba.«

Danach gefragt, ob die EU Kuba zu einer stärkeren wirtschaft­lichen Öffnung dränge, sagte Mogherini, es liege nicht an der EU, Ratschläge zu erteilen. Aber in den Diskussion­en und Gesprächen mit der kubanische­n Seite habe sie Entschloss­enheit festgestel­lt, mit der Reformpoli­tik fortzufahr­en. Und auch bei europäisch­en Unternehme­n überwiege die Haltung, die Geschäfte mit Kuba fortzusetz­en. »Das ist ein entscheide­nder Moment für die kubanische Wirtschaft – mit starkem Druck von Außen, aber auch starker Entschloss­enheit innen, mit der ›Aktualisie­rung‹ der Wirtschaft fortzufahr­en.« Die EU könne dabei ein Partner sein und eine wichtige Rolle spielen, so Mogherini. Die Kubaner werden es in Zeiten wie diesen gern vernommen haben.

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