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Schießen ist bei der Hauptstadt­polizei zentral

Beamte sollen ab dem Jahr 2021 in Berlin-Lankwitz ohne gesundheit­sgefährden­de Dämpfe trainieren können

- Von Philip Blees

Schießstän­de sind für Berliner Polizist*innen belastete Orte. An Vergiftung­en starben wohl bisher 13 Menschen, mehr als Tausend wurden verletzt. Nun werden neue Anlagen gebaut.

»Der Setzling wird ein Baum / Der Grundstein wird ein Haus«, schrieb einst Bertolt Brecht in seinem Gedicht »Lied vom Glück«. Ein glückliche­r Zufall ist die Grundstein­legung des neuen Einsatztra­iningszent­rums der Polizei am Dienstag in Lankwitz nicht. »Es war ein langer Weg hierhin«, sagt Sven Lemiss, Geschäftsf­ührer des Berliner Immobilien­management­s (BIM).

Seit 2013 Schießstän­de der Polizei schließen mussten, da dort Beamt*innen über die Luft vergiftet wurden, mietet die Behörde extern Übungsstät­ten an. Nun – sechs Jahre später – beginnt der Bau von eigenen modernen Einrichtun­gen. Neben Standorten in Ruhleben und in Marzahn, die im Bau bereits weiter fortgeschr­itten sind, soll auch in Lankwitz an der Gallwitzal­lee ab Herbst 2021 trainiert werden können. Dann sollen 52 Schießbahn­en in Betrieb der Polizei sein, momentan sind es inklusive der angemietet­en 32. »Das ist dann ein Niveau, wie wir es brauchen«, sagt Polizeiprä­sidentin Barbara Slowik.

Auch die Politik ist zufrieden: »Dadurch wird Berlin wieder ein Stück sicherer«, sagt Innenstaat­ssekretär Torsten Akmann während der Feierlichk­eiten. Durch die Anlagen können die Einsatzkrä­fte dynamische­r üben und sich auf verschiede­nste Situatione­n vorbereite­n. In dem Zentrum könne man auch Amok- und Terrorszen­arien simulieren. Das sei nötig, wie beispielsw­eise der Anschlag am Breitschei­dplatz gezeigt habe. »Das erwartet die Bevölkerun­g von uns«, so Akmann, der weiter Unterstütz­ung seines Innensenat­s ankündigt und dem Abgeordnet­enhaus dankte. Dieser hat das Vorhaben bisher großzügig finanziell unterstütz­t, bei der Grundstein­legung anwesend war jedoch kein Abgeordnet­er.

Insgesamt 66 Millionen Euro flossen bisher in die Schießstän­de, 28 Millionen davon in den in Lankwitz. Laut BIM reicht das jedoch noch nicht vollständi­g für die Finanzieru­ng aller Projekte. Diese Art der Gebäude kostet mehr als gewöhnlich­e. Man sei mit den Baustandar­ds »nah an Laborgebäu­den«, so Lemiss. Das ist auch gut so: Ein ähnlicher Fehler wie bei den stillgeleg­ten Einrichtun­gen darf nicht wieder passieren – er forderte Menschenle­ben. Jetzt achtet man genau auf die Belüftungs­technik, die früher versagte. Zusammen mit besonderen Baumateria­lien verschling­t das allerdings mehr Geld.

Dafür bekommt man ein hochmodern­es Gebäude mit 4000 Quadratmet­ern, das neuste Technik zum Training bietet. Im Keller des L-förmigen Hauses mit vier Stockwerke­n befindet sich eine Raumschieß­anlage, die ein dynamische­s Training ermöglicht auf Entfernung­en von 2 bis zu 25 Metern. Ergänzt wird diese durch mehrere Laserschie­ßräume und einen Multifunkt­ionsraum. Auch vielseitig einsetzbar­e Lehrsäle oder Sport- und Trainingsr­äume finden Platz. Vorhanden sind zudem eine Trainingsw­ohnung, ein Übungstrep­penhaus und Flächen auf dem Dach. Sie bieten Raum für realitätsn­ahe Einsatzsim­ulationen. »Sämtliche Anforderun­gen an den Arbeitsund Gesundheit­sschutz« werden dabei laut BIM erfüllt.

Dies muss nun realisiert werden. Probleme sind dabei nicht ausgeschlo­ssen: »Der Weg ist auch weiter noch dornig«, sagt Lemiss. Was er damit genau meint, bleibt ein Geheimnis. In der Planung werden lediglich technische Herausford­erungen benannt, beispielsw­eise die kurze Realisieru­ngszeit, die durch Fertigbauw­eise möglich gemacht werden soll.

»Wir sind Hauptstadt­polizei, wir sind leistungsf­ähig«, bewertet die Polizeiprä­sidentin die Lage der Behörde. Dazu gehöre auch, dass sie entspreche­nd trainieren kann. Schießen sei dabei zentral. Das Einsatztra­ining sei »unverzicht­bar« für eine profession­elle Ausbildung, das Gebäude insgesamt »genau das, was wir brauchen«. Die technische Aufrüstung der Polizei geht also weiter voran. »Hier weht ein frischer Wind«, kommentier­te Slowik die Wetterlage mit politische­m Hintergeda­nken. Möge er nur nicht zu doll wehen: Das Werbeschil­d der BIM hielt dem Druck während der Reden nicht stand. Es knickte um.

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Foto: nd/Ulli Winkler Slowik (l.) und Akmann (2.v.l.) bei der Grundstein­legung
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