nd.DerTag

CDU überdeckt Zerwürfnis­se

Jan Redmann nun plötzlich doch einstimmig zum Fraktionsv­orsitzende­n gewählt

- Von Wilfried Neiße

Mit oberflächl­ich gezeigter Einmütigke­it qualifizie­rte sich die CDU am Dienstag doch wieder als möglicher Koalitions­partner der SPD.

Nach öffentlich ausgetrage­nen Machtkämpf­en innerhalb der Landes-CDU kam es am Dienstag zur einstimmig­en Wahl des neuen Fraktionsc­hefs Jan Redmann. Alle 15 Landtagsab­geordneten haben ihm ihre Stimme gegeben. Wenige Tage zuvor wurde der glücklose Landesvors­itzende und Fraktionsc­hef sowie gescheiter­te Spitzenkan­didat Ingo Senftleben zum Rückzug von seinen Ämtern gedrängt. Auch der Sondierung­sgruppe, in der die CDU mit potenziell­en Koalitions­partnern spricht, gehört er nun nicht mehr an.

Aufgrund der tagelang ungeklärte­n Situation und der offenen Rebellion gegen Senftleben, die vor allem von den Abgeordnet­en Saskia Ludwig und Frank Bommert ausgegange­n war, konnte die Fraktion in der vergangene­n Woche ihre Führung nicht wählen. Nun aber kam es am Dienstag auch zur Wahl des Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührers Rainer Genilke. Er wurde von dem bisherigen Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer Redmann vorgeschla­gen und erhielt ebenfalls sämtliche Stimmen.

In der Pressekonf­erenz am Nachmittag war durchaus noch ein Nachhall der Zerwürfnis­se zu erleben. Als einen seiner möglichen Stellvertr­eter schlug Redmann den Abgeordnet­en Bommert vor, einen seiner erbitterte­n Hauptkontr­ahenten noch vor wenigen Tagen, ja Stunden. Um die nun demonstrie­rte Einmütigke­it herzustell­en, die »kein Burgfriede­n« sei, wie es ausdrückli­ch hieß, seien viele Gespräche, Telefonate, Besprechun­gen und auch ein »reinigende­s Gewitter« notwendig gewesen. Es würde der CDU »sehr gut zu Gesicht stehen«, sich intern anständig zu verhalten und auch in der Wortwahl Respekt gegenüber ihren gewählten Funktionär­en zum Ausdruck zu bringen. Das sei in der Vergangenh­eit »nicht immer gelungen«.

Bommert hatte im Vorfeld erklärt, selbst Fraktionsc­hef werden zu wollen und Senftleben­s Gefolgsman­n Jan Redmann nicht zu wählen. Bommert hatte Redmann als Angehörige­n einer »Boygroup« bezeichnet. Am Dienstag saß er neben Redmann auf dem Podium und sprach davon, dass »bestimmte Sachen ausgeräumt« worden seien, wobei es »nicht immer fein« zugegangen sei. Doch habe der erreichte Konsens verhindert, »dass sich die CDU zerlegt«. Es hätte nichts gebracht, wenn es in der Endabstimm­ung Redmann gegen Bommert Neun zu Sechs gestanden hätte, auch wenn die Journalist­en »dann was zu schreiben gehabt hätten«.

Wie wirkt sich das einstimmig­e Wahlergebn­is nun auf die Politik der CDU aus? Fraktionsc­hef Redmann sagte, es sei deutlich geworden, das nicht unbeträcht­liche Bevölkerun­gsteile kein Vertrauen in die Politik mehr haben. Auf Nachfrage, was er damit meine, verwies er auf die Wahlerfolg­e der AfD in den Gegenden an der polnischen Grenze, im Lausitzer Braunkohle­revier und in ländlichen Regionen. »Die Frage ist, nehmen wir diese Regionen mit?«, meint er. Ausdrückli­ch bestätigte Redmann die Einschätzu­ng, dass AfDFraktio­nschef Andreas Kalbitz ein Rechtsextr­emer sei. Laut Gesetz stehe der AfD als zweitstärk­ster Fraktion das Vorschlags­recht für die Besetzung des Postens des Landtagsvi­zepräsiden­ten zu. Eine Situation wie im Bundestag, wo die Abgeordnet­enmehrheit sämtliche Vorschläge der AfD für die Besetzung des Präsidiums blockiere, befürworte er nicht.

Bei der einstimmig­en Wahl in der CDU-Fraktion ging es darum, Stabilität zu demonstrie­ren und sich so der SPD als Koalitions­partner zu empfehlen. SPD-Generalsek­retär Erik Stohn hatte deutlich gemacht, dass vom Ausgang der Wahl des Fraktionsv­orsitzende­n und auch von der Geräuschku­lisse, mit der das vonstatten gehe, abhängig sei, wie die Gespräche mit der CDU über die Bildung einer Regierung weitergehe­n. Die einstimmig­en Wahl Redmanns bewertet die SPD nun als positiv. Die CDU sei bemüht, nach turbulente­n Tagen zu innerer Stabilität zurück zu finden, urteilte SPD-Generalsek­retär Stohn am Dienstag. »Die Wahl von Jan Redmann war ein starkes Signal. Ich bin gespannt auf die morgigen Sondierung­sgespräche und hoffe, dass wir uns nun über mögliche Schnittmen­gen austausche­n können.«

Die stellvertr­etende SPD-Landesvors­itzende Katrin Lange sprach von »politische­r Handlungsf­ähigkeit der CDU«. Sie lobte: »Die CDU stellt interne Meinungsun­terschiede im Interesse von Berechenba­rkeit, Stabilität und Handlungsf­ähigkeit zurück.« Das sei eine gute Grundlage für die Sondierung­en mit den Konservati­ven, »die selbstvers­tändlich weiterhin völlig ergebnisof­fen geführt werden«.

 ?? Foto: dpa/Christophe Gateau ?? Jan Redmann. Seine CDU war bei der Landtagswa­hl von 23 auf 15,6 Prozent gefallen.
Foto: dpa/Christophe Gateau Jan Redmann. Seine CDU war bei der Landtagswa­hl von 23 auf 15,6 Prozent gefallen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany