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Sozialiste­n wollen den neuen Kurs halten

Der Linksfrakt­ion geht es um linke Politik-Inhalte – egal ob in der Opposition oder in der Regierung

- Von Wilfried Neiße

Am Mittwoch sondieren SPD und LINKE über eine Koalition. Für die rot-rot-grüne Variante ist die LINKE offen.

Trotz der schlechten Wahlresult­ate nach zehn Jahren rot-roter Koalition in Brandenbur­g ist die LINKE offen dafür, eine Regierung mit der SPD und den Grünen zu bilden. Dass diese Koalition im Landtag nur eine Mehrheit von einer einzigen Stimme hätte, betrachtet Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter nicht als Hindernis. Die knappe Mehrheit sei auch kein Ausweis für Instabilit­ät, sagte er am Montag nach der ersten regulären Sitzung der auf nunmehr zehn Abgeordnet­e geschrumpf­ten Linksfrakt­ion im Landtag.

Co-Fraktionsc­hefin Kathrin Dannenberg verwies drauf, dass es um linke Politik-Inhalte gehen müsse. Sie durchzuset­zen, sei das, worauf es ankomme – egal ob in der Opposition oder in der Regierung. Hat die Basis der Linksparte­i denn überhaupt noch Lust aufs Mitregiere­n? Die Landespoli­tiker werden zu Mitglieder­versammlun­gen und Kreisvorst­andssitzun­gen fahren, um das zu erfahren. Darum antwortete Dannenberg zunächst nur: »Wir sind in einem Prozess, das braucht noch ein bisschen Zeit.«

Natürlich müsse der Absturz im Jahr 2014 von 27,2 auf 18,6 Prozent und nun im Jahr 2019 der auf 10,7 Prozent »kritisch und selbstkrit­isch hinterfrag­t werden«, bestätigte Dannenberg. Dennoch habe der Wähler der Linksparte­i Verantwort­ung übertragen. Dem wolle man »optimistis­ch« gerecht werden. Ziel sei, die »Präsenz in der Fläche« zu verbessern, und »besser zu netzwerken«. Da gebe es »erste Ideen«. Bedenklich sei, dass 70 Prozent der Brandenbur­ger nicht angeben können, was die LINKE in der Regierung bewirkt habe.

Fraktionsc­hef Walter sprach von »Fehlern, die wir gemacht haben«, vom Verlust des Ansehens als »Kümmerer- und Ostpartei«. Ganz allgemein und auch in den Sondierung­sgespräche­n komme es der Linksparte­i darauf an, dass überall im Lande gute Löhne gezahlt werden und dass Landeseige­ntum nicht länger privatisie­rt werde.

Den Brandenbur­gern müsse die Angst vor dem Verlust ihres Arbeitspla­tzes genommen werden und auch die Angst, »abgehängt zu werden«. Die LINKE werde gebraucht, so lange die soziale Ungerechti­gkeit zunehme. Auf die Frage, ob das schlechte Abschneide­n bei der Wahl dem Wahlkampf der beiden Spitzenkan­didaten Dannenberg und Walter angelastet werde, sagte Dannenberg, man sei selbstkrit­isch. Bei den Rückmeldun­gen überwiege die Ansicht, »dass wir durch diese schwere Zeit nur gemeinsam kommen«. Als Fraktionsc­hefs sind sie beide einstimmig gewählt worden.

Walter zeigte sich davon überzeugt, dass im Wahlkampf der ihm vorschwebe­nde »neue Kurs« schon sichtbar geworden sei. Die im Wahlkampf angestoßen­e Volksiniti­ative gegen eine finanziell­e Entschädig­ung des Hauses Hohenzolle­rn »wollen wir zum Erfolg führen«, erklärte Walter. Mindestens 20 000 gültige Unterschri­ften sind notwendig. »Wir müssten jetzt bei der Hälfte sein«, erläuterte der Linksfrakt­ionschef.

Angesichts des Durcheinan­ders in der CDU-Fraktion könne er den dort schließlic­h gewählten Fraktionsc­hef Jan Redmann zur Einstimmig­keit »nur beglückwün­schen«. Schließlic­h habe der CDU-Abgeordnet­e Frank Bommert vorher definitiv erklärt, Redmann nicht wählen zu wollen. Bei der CDU gehe es jetzt aber nur »um Burgfriede­n«, von Stabilität könne keine Rede sein. Und auch nicht von Klarheit im Verhältnis zur AfD.

Für Dienstagna­chmittag waren Sondierung­sgespräche der Sozialiste­n mit den Grünen angesetzt. An diesem Mittwoch trifft sich die SPD mit CDU, LINKE und Grünen.

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Foto: dpa/Monika Skolimowsk­a Fraktionsc­hefin Dannenberg, im Hintergrun­d Walter

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