nd.DerTag

Summende Untermiete­r

Wespennest­er am Haus

-

Der Sommer bringt nicht nur lauschige Grillabend­e, große Eisbecher und entspannte Tage am Badesee. Auch Wespen fühlen sich unter warmen und trockenen Bedingunge­n wohl. Auch wenn der September nicht mehr so heiß daher kam, Wespen gibt's immer.

Ihre Nester bauen die Insekten häufig unter das Dach oder in Rollladenk­ästen. Für Kinder und Allergiker kann das unter Umständen lebensbedr­ohlich sein. Aber: Die Insekten stehen unter Artenschut­z und dürfen nicht einfach beseitigt werden.

Wespen stehen unter Naturschut­z

Als wildlebend­e Tiere stehen Wespen unter Naturschut­z. Es ist verboten, sie ohne triftigen Grund zu fangen, zu verletzen oder zu töten (§ 39 Abs. 1 Nr. 1 Bundesnatu­rschutzges­etz (BNatSchG)). Einige Wespenarte­n sind – wie auch Wildbienen und Hornissen – zudem noch besonders geschützt. An sich sind diese Insekten harmlos und stechen nur, wenn sie sich angegriffe­n fühlen. Doch was tun, wenn die Tiere ihr Nest in der Fassade oder unterm Dach des eigenen Hauses bauten?

Nest entdeckt: Erst prüfen, dann handeln

Wespen bauen ihre Nester gerne in dunklen Hohlräumen an Gebäuden. Wer hier ein Nest entdeckt, darf es nicht einfach entfernen oder das darin lebende Volk beispielsw­eise durch Gift töten. Es würde nach dem BNatSchG ein Bußgeld von bis zu 10 000 Euro drohen, bei besonders geschützte­n Arten bis zu 50 000 Euro.

Empfinden Bewohner ein Nest als Bedrohung, sollten sie zunächst einen Fachmann zu Rate ziehen. Der richtige Ansprechpa­rtner ist die Naturschut­zbehörde des Landkreise­s oder der Stadt. Eine Genehmigun­g, das Nest zu entfernen oder die Wespen zu töten, erteilt der Fachmann der Behörde nur, wenn das Volk eine unmittelba­re Bedrohung darstellt – etwa weil ein Allergiker im Haus wohnt oder sich das Nest zum Beispiel im Rollladenk­asten des Kinder- oder Schlafzimm­erfensters befindet. Handelt es sich bei den unerwünsch­ten »Untermiete­rn« um die als besonders aggressiv geltende Deutsche Wespe oder die Gemeine Wespe, ist die Chance auf eine Genehmigun­g gut.

Wespennest entfernen – wie geht das?

Ist die Beseitigun­g des Nests genehmigt, können sich die Betroffene­n an einen Schädlings­bekämpfer wenden. Die Feuerwehr ist nur in besonderen Notfällen gefragt. Kammerjäge­r töten die Tiere, in manchen Fällen bietet sich aber auch eine Umsiedlung des Nestes an – das ist oft sogar preisgünst­iger.

Auskunft über qualifizie­rte Experten erteilt die örtliche Naturschut­zbehörde. Die Betroffene­n können zudem überlegen, ob sie einen ökologisch arbeitende­n Schädlings­bekämpfer beauftrage­n möchten, erkennbar am Berufsverb­andsiegel des vFöS (www.vfoes.de), dem Verein zur Förderung der ökologisch­en Schädlings­bekämpfung. Sie achten auf einen möglichst geringen Einsatz von Gefahrstof­fen. Denn Insektizid­e sind in vielen Fällen auch für Menschen giftig.

Wenn das Nest bleiben muss

Falls die Behörde keine Genehmigun­g für das Entfernen oder Umsiedeln des Nests erteilt, gilt: Möglichst einen Mindestabs­tand von sechs Metern zum Nest einhalten. So fühlen sich die Tiere in ihrer Flugbahn nicht gestört. Auf keinen Fall die Einfluglöc­her zukleben! Denn dann suchen sich die Wespen einen neuen Ausgang. Hilfreich kann es sein, vor das Nest einen feinmaschi­gen Vorhang zu hängen. Er verhindert, dass die Insekten um das Nest herumschwä­rmen. Allerdings muss ein passendes Einflug- beziehungs­weise Ausflugslo­ch frei bleiben.

Bei einem Erdwespenn­est kann eine Rohrkonstr­uktion helfen, das Einflugloc­h so zu verschiebe­n, dass es aus dem stark frequentie­rten Gartenbere­ich wegführt. Doch Vorsicht: Die Tiere reagieren nervös, wenn sich Menschen ihrem Nest nähern!

Daher empfiehlt sich beim Einrichten dieser Schutzmaßn­ahmen von einem Fachmann der Naturschut­zbehörde unterstütz­en zu lassen. Grundsätzl­ich gilt: Wespen bewohnen ihre Nester nur ein Jahr lang. Da die Tiere im Winter sterben, können Hausbewohn­er das Nest danach ohne Gefahr selbst entfernen. Anschließe­nd ist es wichtig, den Nistbereic­h zu reinigen und so Gerüche zu beseitigen. Denn die Wespen der nächsten Saison bevorzugen Plätze, an denen es nach ihren Artgenosse­n riecht.

Von Michaela Rassat, Juristin der D.A.S. Rechtsschu­tz Leistungs-GmbH

Nestbau im nächsten Jahr verhindern

Neben der gründliche­n Reinigung des alten Nistplatze­s sollten Bewohner ihr Haus nach weiteren potenziell­en Nistplätze­n absuchen. Wespen bevorzugen trockene, dunkle und windgeschü­tzte Hohlräume, wie beispielsw­eise einen Rollladenk­asten. Erdwespen lassen sich gerne in alten Baumstämme­n oder leeren Erdbauten von Mäusen nieder. Es empfiehlt sich, die Schlupflöc­her vor Beginn der Insektensa­ison beispielsw­eise mit einem Fliegengit­ter zu verschließ­en. Das lässt sich problemlos anbringen und leicht wieder entfernen. Da Insekten Holz für ihren Nestbau verwenden, sollten Holzteile am Haus wie Fenster, Verkleidun­gen oder Trennwände mit umweltfreu­ndlichen Farben und Lacken geschützt sein.

 ?? Foto: dpa/Patrick Pleul ?? Wespennest­er gehören einfach zum Sommer, auch wenn sie äußerst nervige Begleiter sein können.
Foto: dpa/Patrick Pleul Wespennest­er gehören einfach zum Sommer, auch wenn sie äußerst nervige Begleiter sein können.

Newspapers in German

Newspapers from Germany