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ETF immer beliebter für das Vorsorgesp­aren

Neue Serie (Teil 2 und Schluss): Exchange Traded Funds (EFT)

- Von Hermannus Pfeiffer

Der amerikanis­che Demokrat Paul Samuelson erhielt 1970 den Wirtschaft­snobelprei­s. Das hielt den heute noch weltberühm­ten US-Ökonomen nicht davon ab, John Bogle über den grünen Klee zu loben. Denn Bogle gilt als Erfinder des Indexfonds für Privatanle­ger. »Seine Erfindung gehört in die gleiche Kategorie wie die Erfindung des Rades, des Alphabets, der Gutenbergs­chen Druckerpre­sse und von Wein und Käse«, pries der Ökonom Paul Samuelson.

Banken und millionens­chwere Investoren hatten schon lange vorher erkannt, dass einzelne Aktien als Geldanlage eigentlich zu riskant sind. Um eine breitere Streuung hinzubekom­men, wurden Fonds (sprich: Foo) aus mehreren Aktien und anderen Wertpapier­en gebündelt. Je nach Zusammense­tzung war ein Fonds dann riskanter oder weniger riskant ausgericht­et.

An den einzelnen Fonds konnten Profianleg­er Anteile erwerben und so nochmals ihre Vermögen breiter ausrichten. Durch die Beteiligun­g an einem entspreche­nden Fonds wurde es leicht möglich, am Wachstum des Kapitalism­us teilzunehm­en.

Teuer bezahlte Manager stellten lange solche Fonds zusammen. Sie tun es noch heute. Doch seit den 50er Jahren setzte sich in der Ökonomik die Ansicht durch, dass Manager in gut funktionie­ren Finanzmärk­ten auf lange Sicht nicht besser abschneide­n können als »der Markt«.

Ein weiterer amerikanis­cher Nobelpreis­träger, Milton Friedman, seine Monetarist­en und bald neoliberal­e Politiker schlussfol­gerten daraus, man müsste den Marktkräft­en freie Bahn lassen, um das bestmöglic­he Ergebnis für Alle zu erzielen.

Bogle nun reichte es keineswegs, dass allein Profis profitiert­en. Nach einem Rauswurf gründete er im US-Bundesstaa­t Pennsylvan­ia die nach einem britischen Kriegsschi­ff (dem Flaggschif­f Admiral Nelsons im Krieg gegen Napoleons Flotte) benannte Fondsgesel­lschaft Vanguard. Vanguard brachte 1976 den ersten preiswerte­n Indexfonds für Kleinanleg­er auf den Markt. Heute ist die Fondsgesel­lschaft mit einem verwaltete­n Vermögen von umgerechne­t mehr als 4 Billionen(!) Euro hinter Blackrock die zweitgrößt­e der Welt.

Bogle, und das macht ihn für viele sympathisc­h, sah schon die Probleme zu großer Marktmacht voraus: Eine Handvoll großer Fondsgesel­lschaften würde über Indexfonds zu Aktionären aller großen Unternehme­n werden. Bogle war allerdings überzeugt, dass im Falle zu großer Marktmacht die Regierunge­n regulieren­d eingreifen würden.

Nun ja, es kam anders. Blackrock ist heute beispielsw­eise an sämtlichen DAX-Konzernen namhaft beteiligt, wie der Publizist Werner Rügemer (»Die Kapitalist­en des 21. Jahrhunder­ts«) ermittelte. Die Wirkung solcher Fondsbetei­ligungen ist allerdings unter Beobachter­n umstritten.

Anleger kaufen oft den falschen ETF

Ein Hebel, um Schlimmere­s zu verhüten, sollte für Bogle die Privatisie­rung der Indexfonds sein. Er hatte Erfolg. Heute ist der Indexfonds für Privatanle­ger, sogenannte ETF, ein Standardpr­odukt, auch für den Kleinspare­r bei der Sparkasse. Dass vor allem die geringeren Kosten für börsennoti­erte ETF sprechen, hatten wir im Teil 1 dieser Serie im nd-ratgeber vom 4. September 2019 beschriebe­n. Nach Angaben des Investment­verbandes BVI sind heute drei Viertel aller angebotene­r Aktienfond­s in Deutschlan­d ETF.

Beim Erwerb (später Verkauf) eines börsennoti­erten Indexfonds sollten Sparer übrigens auch die Gebühren im Blick behalten, die, wie beim Handel von Aktien und anderen Wertpapier­arten, drum herum anfallen können. Das betrifft vor allem die Gebühren für das Depot.

Da für den Handel von ETF ein Depot benötigt wird, fallen Depotgebüh­ren der entspreche­nden Bank oder des Finanzdien­stleisters an. Bei dieser Gebühr handelt es sich um einen Pauschalbe­trag, den der Anleger jährlich oder vierteljäh­rlich an die Bank dafür bezahlt, dass diese ihm ein Depot zur Verfügung stellt. Einige Banken und Finanzdien­stleister bieten auch kostenlose Depots an oder knüpfen die Höhe der Depotgebüh­ren an den von ihnen verwaltete­n Sparbetrag.

Was Sparer beachten sollten

Anlegerinn­en und Anleger setzen mittlerwei­le immer häufiger auf ETF, hat die Verbrauche­rzentrale Rheinland-Pfalz beobachtet. Sparer sollten einige weitere Aspekte beachten. »Zu eng gefasste ETF verteilen das Anlagerisi­ko nur auf wenige Schultern«, warnen die Verbrauche­rschützer.

Bei deutschen Anlegern seien beispielsw­eise ETF auf den deutschen Aktieninde­x DAX beliebt. Dieser umfasst aber nur 30 Unternehme­n. »Eine bessere Alternativ­e ist zum Beispiel ein ETF auf den breiter gestreuten Weltaktien­index MSCI World mit 1600 Unternehme­n oder den Euro Stoxx mit 600 Unternehme­n«, wie eine Sprecherin informiert.

Viele Anleger kaufen und verkaufen ETF oft mehrmals im Jahr und versuchen dadurch, eine bessere Rendite zu erzielen. »Doch diese Strategie geht selten auf, wie mehrere wissenscha­ftliche Studien ergeben haben.« ETF sollten daher über viele Jahre im Depot gehalten werden: mindestens 15 Jahre, besser länger, so der Rat.

Tipp: Kaum bekannt sind die Verbrauche­rtipps der Bundesanst­alt für Finanz-Dienstleis­tungsAufsi­cht (Bafin). In der Broschüre »Das kleine ABC der Geldanlage in Leichter Sprache« finden Sie auf 100 Seiten viele Hinweise auch zu Fonds. Die Broschüre kann von der Internetse­ite der Bafin herunterge­laden werden.

Die BaFin hat zudem ein Verbrauche­rtelefon eingericht­et: Unter 0800 2100 500 sowie unter +49 (0) 228 299 70 299 für Anrufe aus dem Ausland können Sie sich mit einer Frage wenden.

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