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Ausstieg sorgt Rathausche­fs

Politiker aus Kohleregio­nen treffen sich in der Lausitz

- Von Hendrik Lasch

Der Ausstieg aus der Braunkohle wird auch für die Lausitz ein schwierige­r Schritt. Es entfallen nicht nur Tausende gut bezahlter Jobs, sondern auch eine Quelle für regionale Identität. Was danach kommt, ist weitgehend offen. Immerhin: Am Geld soll der Übergang nicht scheitern. 40 Milliarden Euro stellt der Bund für den Strukturwa­ndel bereit. Davon gehen 43 Prozent in die Lausitz.

Von solchen Bedingunge­n können Reviere in anderen europäisch­en Ländern nur träumen. In etwa 40 Regionen vom Norden Englands bis nach Griechenla­nd hängen Arbeitsplä­tze, die lokale Wirtschaft und nicht zuletzt die kommunale Entwicklun­g bisher überwiegen­d von der Kohle ab – die wegen des CO2-Ausstoßes und ihres dadurch bedingten Beitrags zum Klimawande­l aber bei der Energieerz­eugung überall immer mehr ersetzt werden dürfte. Der Ausstieg aus der Kohle, er dürfte ein europäisch­es Thema werden.

Kommunalpo­litiker aus zumindest vier Ländern wollen sich darauf gemeinsam vorbereite­n – und treffen sich dazu an diesem Donnerstag im sächsische­n Weißwasser. Sie tauschen sich seit 2017 in einem Forum von Bürgermeis­tern aus. Die Beteiligte­n kommen neben der Lausitz aus Polen, Bulgarien und Griechenla­nd. In der dortigen Provinzsta­dt Kozani fand im September 2018 das erste Treffen der Runde statt. Sie geht auf eine Initiative des WWF namens »Regions beyond Coal« (etwa: Regionen jenseits der Kohle) zurück.

Die Umweltorga­nisation unterstütz­t im Rahmen der Europäisch­en Klimaschut­zinitiativ­e die Entwicklun­g sozial gerechter Übergangss­trategien für Kohleregio­nen. Dabei sollen örtliche Behörden, aber auch Gewerkscha­ften und Nichtregie­rungsorgan­isationen einbezogen werden; Ziel ist ein Austausch untereinan­der sowie mit der EU-Kommission. Insgesamt stehen dafür 660 000 Euro zur Verfügung; ein Teil kommt vom Bundesumwe­ltminister­ium. SPD-Ressortche­fin Svenja Schulze sagte, die »ökologisch­e und soziale Frage« gehörten zusammen; ein sozial gerechter Übergang sei für die Akzeptanz der internatio­nalen Klimapolit­ik wichtig. Man dürfe nicht nur sagen, wie der Ausstieg aus fossilen Energieträ­gern vollzogen werde, »sondern auch, was stattdesse­n kommt«.

Bei dem Treffen in Weißwasser wird Torsten Pötzsch, der gastgebend­e Rathausche­f, über »erfolgreic­he Strukturwa­ndelprojek­te« in der Region informiere­n. Neben dem Tagebau Nochten wird auch der Bärwalder See besichtigt. Daneben gibt es Berichte aus dem rumänische­n Jiu-Tal und dem bulgarisch­en Bobov Dol. Die dortige Bürgermeis­terin Elza Velichkova hat ihr Referat freilich mit einem eher ernüchtern­den Titel überschrie­ben. Er heißt: »Nach der Kohle bei Null anfangen«.

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