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Malteser betonen das Miteinande­r

Hilfsorgan­isation stellte ihren zweiten Migrations­bericht vor und fordert »neuen Schwung für die Integratio­n«

- Deutschunt­erricht in einer Flüchtling­sunterkunf­t Von Markus Drescher

Die Integratio­n von Migranten in Deutschlan­d kommt voran – vor allem was den Arbeitsmar­kt betrifft. Zu diesem Schluss kommt der Migrations­bericht der Malteser.

In Zeiten immer noch hitzig bis hetzerisch geführten Debatten einen nüchternen Blick auf die Einwanderu­ng nach Deutschlan­d werfen will der katholisch­e Malteser-Hilfsdiens­t. Dessen Beauftragt­er für den nach 2017 am Mittwoch zum zweiten Mal erschienen­en Migrations­bericht, Karl Prinz zu Löwenstein, erklärt, es sei der Anspruch, »mit dem Migrations­bericht den Fakten Raum zu geben und sich nicht von Stimmungen leiten zu lassen«.

Für einen der immer wieder auch emotional diskutiert­en Aspekte der Migration, die Integratio­n in den Arbeitsmar­kt, konnten Zahlen präsentier­t werden, die besser ausfallen als erwartet. So erklärte Lars Feld, Direktor des Walter Eucken Instituts in Freiburg und Mitglied des Sachverstä­ndigenrate­s zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g (die sogenannte­n Wirtschaft­sweisen), der federführe­nd für den wissenscha­ftlichen Teil des Berichts verantwort­lich ist: »Wir waren beispielsw­eise im Sachverstä­ndigenrat für Wirtschaft davon ausgegange­n, dass es relativ lange dauert.« Die Migranten, die 2015 und 2016 ins Land kamen, seien häufig gering qualifizie­rt gewesen und hätten zunächst Deutsch lernen müssen. Während 2016 noch etwa die Hälfte der Schutzsuch­enden arbeitslos gewesen sei, sei es zwei Jahre später noch ein Drittel gewesen. Dazu habe auch die gute Lage auf dem Arbeitsmar­kt beigetrage­n.

Dem Bericht zufolge hat sich auch die Zahl der Menschen aus den acht wichtigste­n Herkunftsl­ändern Schutzsuch­ender, die sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­t sind, seit 2017 mehr als verdoppelt. Im April waren es demnach rund 312 000 Menschen. Die Chancen, einen Job zu bekommen, seien dabei besser für Menschen mit guten Aussichten auf einen längerfris­tigen Aufenthalt in Deutschlan­d.

Löwenstein warnte davor, »aufgrund der kleiner werdenden Zahl von Immigriere­nden einfach zum Alltag überzugehe­n«. Und fordert, da sich aus seiner Sicht der Fokus in der politische­n Diskussion zu einseitig auf das Grenzregim­e richte, »neuen Schwung für die Integratio­n«. Priorität müsse jetzt die Integratio­n der bereits Angekommen­en bekommen. Der Bericht mache deutlich, dass Einwanderu­ng nicht nur Risiken, sondern auch Chancen bringe. Für eine langfristi­ge und nachhaltig­e Integratio­n sei die ›Integratio­n mittels Identifika­tion‹ entscheide­nd, so Löwenstein. Zugewander­te müssten sich zugehörig fühlen können und auf eine offene ansässige Bevölkerun­g treffen. »Es braucht Begegnung und Leben mit Deutschen.« Als gutes Vorbild nannte er die ehrenamtli­chen »Integratio­nslotsen« der Malteser, die in mehr als 90 Städten und Gemeinden tätig sind.

Auch Feld betont in dem Bericht die Bedeutung der Integratio­n, die in den letzten Jahren »besser gelungen sei, als anfangs gedacht«. Gleichwohl zeigten sich erhebliche Defizite in der gesellscha­ftlichen Teilhabe von Geflüchtet­en. Arbeitsmar­ktintegrat­ion sei nicht alles. Für beides zeige sich aber gleicherma­ßen, »wie bedeutsam der Spracherwe­rb ist«. Über die Sprache, das Ins-Gespräch-Kommen, das Miteinande­r-Reden gelinge Integratio­n am ehesten. »Isolation befördert stattdesse­n die Probleme, welche die Befürchtun­gen der Einheimisc­hen nähren«, so Feld in seinem Vorwort.

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