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Von Guardiola geehrt, von Conte blockiert

Während Barcelona Seenotrett­er mit Medaillen kürt, hält die italienisc­hen Regierung ihre Häfen geschlosse­n

- Von Fabian Hillebrand

Carola Rackete und Oscar Camps wurden in der katalanisc­hen Hauptstadt für ihren Einsatz für Flüchtling­e ausgezeich­net.

Die deutsche Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete und der Gründer der katalanisc­hen Rettungsor­ganisation »Open Arms«, Oscar Camps, sind am Dienstagab­end in Barcelona für ihren Einsatz in der Seenotrett­ung mit der Ehrenmedai­lle des katalanisc­hen Regionalpa­rlaments ausgezeich­net worden. Die Feierlichk­eiten finden traditione­ll am Vorabend des Nationalfe­iertags La Diada statt. Die Medaillen wurden vom katalanisc­hen Parlaments­präsidente­n Roger Torrent verliehen, die Laudatio hielt Manchester-City-Coach Pep Guardiola.

Rackete hatte Ende Juni für Schlagzeil­en gesorgt, als sie in Italien festgenomm­en wurde. Zuvor hatte sie ihr Schiff »Sea-Watch 3« mit 40 Migranten an Bord – ohne Erlaubnis und gegen die Anordnung des damaligen rechten Innenminis­ters Matteo Salvini – in den Hafen von Lampedusa gesteuert. Sie begründete den Schritt mit der verzweifel­ten Situation an Bord. Die 31Jährige wurde nach zwei Tagen wieder freigelass­en, das Verfahren gegen sie läuft jedoch noch.

Der katalanisc­he Aktivist Oscar Camps hatte 2015 die Organisati­on »Proactive Open Arms« ins Leben gerufen, um Migranten, die auf dem Seeweg nach Europa wollen, Hilfe zu bieten.

Während in Barcelona gefeiert wurde, hat am gleichen Abend das deutsche Schiff »Alan Kurdi« seine Rettungsmi­ssion vor Malta beendet. Die letzten fünf Migranten seien von Bord, bestätigte Sea-Eye Sprecher Gorden Isler dem »nd«.

Die »Alan Kurdi« hatte am 31. August 13 Menschen aus einem nicht seetüchtig­en Holzboot gerettet. Laut Sea-Eye war Malta für die Koordinier­ung des Rettungsei­nsatzes zuständig. Die Malteser ließen zunächst nur mehrere Härtefälle an Land. Am Dienstagmo­rgen hatten immer noch fünf Gerettete an Bord ausgeharrt.

Italien hatte der »Alan Kurdi« die Einfahrt in einen italienisc­hen Hafen verwehrt. Isler kritisiert­e, dass sich die italienisc­he Politik gegenüber Seenotrett­ern nach dem Ausscheide­n der fremdenfei­ndlichen rechten Lega aus der Regierung anscheinen­d nicht geändert habe.

Rackete forderte deshalb in Barcelona konkrete Akte der Solidaritä­t: »Eins möchte ich klar sagen: Medaillen und Worte werden nicht ausreichen.« Der gebürtige Katalane und Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola sagte in seiner Rede: »Eine Welt, die nicht rettet, ist eine Welt, die untergeht, in der die Gesellscha­ften ertrinken.«

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