nd.DerTag

»Ewig mit dem Schwert leben«

Philip Malzahn über Netanjahus Annexionsv­ersprechen

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Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu hat verkündet, im Falle seiner Wiederwahl am kommenden Dienstag das Jordantal zu annektiere­n. In Israel selbst sorgte Netanjahus Ankündigun­g kaum für Furore. Zu offensicht­lich war das Wahlkampfm­anöver, das diverse Medien als Versuch werteten, in letzter Sekunde noch ein paar Wählerstim­men einzutüten. Doch die Strategie des Ministerpr­äsidenten ist alles andere als ein Zeichen seiner Verzweiflu­ng. Zwar ist Netanjahu bewusst, dass er die Wahl verlieren könnte. Doch er verlässt sich im Wahlkampf auf den Politiksti­l, der ihm schon einigen Erfolg beschert hat. Netanjahu steht für Sicherheit durch eine harte, kompromiss­lose Außenpolit­ik, und dieses Bild konnte er trotz mehrerer Korruption­sskandale aufrecht erhalten.

Doch bei diesen Wahlen tritt die neue Liste Blau-Weiß mit mehreren ExGeneräle­n an. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird erwartet. Wie Netanjahu sagen die Generäle, Israel müsse »ewig mit dem Schwert leben«, und werfen dem Premier sogar Handlungss­chwäche gegenüber der palästinen­sischen Hamas vor. Doch dazu wollen sie die Korruption im Land bekämpfen, den Rechtsstaa­t stärken und die Wirtschaft retten. Das könnte in einer Regierung ohne Netanjahu durchaus passieren. Nur für einen Bevölkerun­gsteil scheint eine Verbesseru­ng unwahrsche­inlich: für die Palästinen­ser.

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