Hurrikankoch
Normalerweise bekocht José Andrés in seinen mehr als einem Dutzend Restaurants in den USA die Besserverdiener, gut angezogen und frisch rasiert natürlich. Dieser Tage zeigt sich der prominente Koch und Unternehmer bärtig, mit Outdoorweste und Baseballcap seiner Organisation »World Central Kitchen«. Er kocht für die Opfer von Hurrikan Dorian aufden Bahamas. Rund 70 000 Einwohner der nördlichen Bahamas sind derzeit obdachlos, nachdem der zweitstärkste je gemessene Hurrikan über die mehr als 1000 Inseln vor der Südostküste der USA gezogen ist.
Der Starkoch kam 1990 mit nur 50 Dollar in der Tasche aus Spanien nach New York, arbeitete jahrelang als Koch, eröffnete 2003 sein erstes Restaurant und brachte in den folgenden Jahren den Amerikanern das Tapas-inspirierte Konzept der »Kleinen Portionen« näher.
Aktuell kocht er ziemlich große Portionen. Mehr als 20 000 Mahlzeiten hätten er und sein Team an nur einem Tag auf mehreren Inseln verteilt, meldete Andrés per Twitter. Das Konzept seiner Organisation ist es, mit Köchen lokaler, vom Hurrikan zerstörter Restaurants zusammenzuarbeiten. André hatte die Organisation 2010 nach dem Erdbeben in Haiti gegründet. Immer wieder ist sie nach Naturkatastrophen aktiv geworden. Als die US-Behörden 2017 nach Hurrikan Maria die Hilfe für die stark gebeutelte Insel Puerto Rico vernachlässigten, wurde »World Central Kitchen« zu einem der wichtigsten Helfer.
Auch in den USA hat Andrés immer wieder geholfen, so beim Regierungs-Shutdown zu Beginn dieses Jahres. Nahe des Weißen Hauses versorgte er zwangsbeurlaubte Regierungsmitarbeiter. Auf den Präsidenten war Andrés schon vorher nicht gut zu sprechen; er stoppte Pläne zur Eröffnung eines Restaurants in einem Trump-Hotel nach Trumps-Äußerungen über Mexikaner 2015.
Ende August gab es für Andrés Probleme zu Hause in New York. Er hatte offenbar einige Mitarbeiter unter Mindestlohn bezahlt. Schwierigkeiten mit der Abrechnungssoftware, entschuldigte sich der Starkoch.