nd.DerTag

Obdachlose im Fokus der Rechten

- Von Marie Frank

Zum Tag der Wohnungslo­sen gehen auch Rechtsradi­kale auf die Straße und instrument­alisieren das Thema für ihre Agenda. Dagegen macht die Berliner Obdachlose­nhilfe mobil.

Wenn rechte Organisati­onen »Hilfsaktio­nen« für Obdachlose starten, dann richten sich diese ausschließ­lich an »deutsche Bedürftige«. Auch der flüchtling­sfeindlich­e Zusammensc­hluss »Hand in Hand«, ein Ableger der rechtsextr­emen »Bärgida«-Aufmärsche, inszeniert regelmäßig solche Aktionen, unter deren Deckmantel sie ihre rechtsradi­kalen Inhalte verbreiten. Zum Tag der Wohnungslo­sen am Mittwoch riefen sie zu einer Kundgebung vor dem Reichstag auf, zu der allerdings lediglich rund zehn Neonazis kamen, die Suppe für vier Euro verkauften – für Bedürftige unerschwin­glich. Der Andrang hielt sich dementspre­chend in Grenzen.

Unweit der der Neonazis hatten sich rund 40 Gegendemon­strant*innen versammelt, die auf Flyern über die Rechtsradi­kalen informiert­en. Aufgerufen zu der Gegenkundg­ebung hatte die Berliner Obdachlose­nhilfe. »Rechtsextr­eme geben sich sozial, während obdachlose Menschen immer wieder Opfer von rechter Gewalt werden«, sagte Nicolas Steger von der Obdachlose­nhilfe zu »nd«.

Der gemeinnütz­ige Verein veranstalt­et dreimal in der Woche Hilfstoure­n, auf denen Essen und Kleidung an bedürftige Menschen verteilt wird. Dass die Neonazis von »Hand in Hand« solche Hilfstoure­n ebenfalls machen, wie sie von sich behaupten, glaubt Steger nicht. »Wir haben sie noch nie gesehen. Die sind eher auf Facebook aktiv.«

Und genau da liegt für Steger das Problem: »Das Thema Obdachlosi­gkeit wird von den Rechten für ihre Propaganda ausgenutzt.« Statt Ausgrenzun­g brauche es jedoch mehr Solidaritä­t: »Wir werden nicht zulassen, dass Hilfsbedür­ftige gegeneinan­der ausgespiel­t werden, wir wollen ein gutes Leben für alle Menschen.«

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Foto: RubyImages/F. Boillot

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