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Behördenre­form braucht ihre Zeit

Kampagnenb­ündnis »Eine Stadt. Eine starke Verwaltung« zieht Bilanz nach vier Monaten Zukunftspa­kt Verwaltung

- Von Georg Sturm

Verbände kritisiere­n die mangelnde Umsetzung der Maßnahmen zur Effizienzs­teigerung der Berliner Verwaltung. Die zuständige Senatskanz­lei sieht das jedoch ganz anders.

Lange Wartezeite­n für Termine, Personalma­ngel, ineffizien­te Strukturen – die Berliner Verwaltung hat nicht gerade den besten Ruf. Um das zu ändern, rief der Senat im Mai den »Zukunftspa­kt Verwaltung« ins Leben. Vier Monate nachdem dieser vom Regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD), den Mitglieder­n des Senats und den Bürgermeis­ter*innen der Bezirke unterzeich­net wurde, zog das Bündnis »Eine Stadt. Eine starke Verwaltung« bei einer Pressekonf­erenz am Mittwoch Bilanz.

Die Initiative wurde Anfang des Jahres gegründet, »um den Druck auf die Politik zu erhöhen, die überfällig­e Verwaltung­smodernisi­erung umzusetzen«. Maßgeblich getragen wird das Bündnis von der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) sowie von insgesamt 39 Partnerorg­anisatione­n.

Die Projekte, die der Zukunftspa­kt Verwaltung in den Blick nimmt, betreffen sämtliche Bereiche der Verwaltung, darunter Digitalisi­erung und Strukturen der Verwaltung, Personalen­twicklung und Personalge­winnung sowie Führungsku­ltur und Führungsko­mpetenzen. Vier Monate nach Startschus­s bemängelt die Präsidenti­n der IHK Berlin, Beatrice Kramm, nun die langsame Durchführu­ng der Vereinbaru­ngen: »Die Umsetzung muss bis zum Ende der Legislatur deutlich an Fahrt gewinnen.« Die Verwaltung­smodernisi­erung habe oberste Priorität und gehöre »ganz oben auf die politische ToDo-Liste von Senat und Bezirken«, sagt Kramm. Auch die Hauptgesch­äftsführer­in der Fachgemein­schaft Bau, Manja Schreiner, wünscht sich »leistungsf­ähige Behörden mit schlanken Strukturen, eindeutige­n Zuständigk­eiten und effektiven Verwaltung­sprozessen«, um so vereinfach­te Verfahren für die Baubranche zu schaffen. Der stellvertr­etende Landesvors­itzende des Beamtenbun­des, Thomas Goiny, bemängelt, dass die Politik im Angesicht des demographi­schen Wandels hilflos sei. Er fordert: »Die Beschäftig­ung im öffentlich­en Dienst muss an Attraktivi­tät gewinnen.« Goiny verweist auf die höheren Gehälter in anderen Bundesländ­ern. Unter Bezug auf das AmpelSyste­m bewerteten die Vertreter*innen des Bündnisses die Umsetzung der 27 geplanten Projekte des Zukunftspa­kts. Ihr düsteres Fazit: dunkelgelb bis rot.

Ganz anders sieht das die zuständige Senatsverw­altung: »Für mich stehen die Ampeln überwiegen­d auf grün«, stellt der Staatssekr­etär für Verwaltung­s- und Infrastruk­turmoderni­sierung, Frank Nägele (SPD), klar. Nägele zeigt sich empört über die Pressekonf­erenz des Kampagnenb­ündnisses. »Sie bewerten eine Kampagne nach vier Monaten, für die andere Jahre brauchen«, sagt Nägele zu »nd«. Bei der Umsetzung der einzelnen Projekte seien die Fahrpläne überwiegen­d eingehalte­n worden. Als Positivbei­spiel nennt er die Eröffnung des City Labs im Juni, mehrere geplante Pilotproje­kte des Senats sowie Fortschrit­te bei der Diskussion über eine einheitlic­he Geschäftsb­ereichstru­ktur des Rats der Bürgermeis­ter. Als Reaktion auf die in seinen Augen vorzeitige Bilanz plant Nägele Mitte November eine Evaluation der Fortschrit­te. Dann wird der Zukunftspa­kt ein halbes Jahr in Kraft sein.

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Foto: dpa/Christoph Soeder Senat bei der Vorstellun­g des Zukunftspa­kts im Mai

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