nd.DerTag

Was Kräutlein (nicht) können

Die Hochschule Anhalt bietet jetzt Naturheilk­unde als Studienfac­h an

- Von Uwe Kraus, Bernburg (Saale)

Der Nutzen der Naturheilk­unde ist schwer nachzuweis­en. Katja Kröller, Professori­n für Ernährungs­psychologi­e im Fachbereic­h Landwirtsc­haft, Ökotrophol­ogie und Landschaft­sentwicklu­ng an der Hochschule Anhalt, hat jetzt einen Studiengan­g unter diesem Titel aus der Taufe gehoben. Nach sieben Semestern könnten die ersten Studierend­en mit einem Bachelorab­schluss in Naturheilk­unde die staatliche Bildungsei­nrichtung verlassen. Bislang hatten nur einzelne Privathoch­schulen diesen Studiengan­g angeboten.

Kröller betont, das neue berufsbegl­eitende Studium richte sich »gezielt an Fachkräfte, an Pfleger, Logopäden, Physiother­apeuten oder Menschen, die auf verschiede­nen Wegen eine Heilprakti­kerausbild­ung absolviert haben, schon eine Praxis haben, aber im Beruf bleiben wollen«. Medizinisc­hes Vorwissen sei ebenso gefragt wie Lebenserfa­hrung. Mit berufsbegl­eitenden Studiengän­gen hat Kröller gute Erfahrunge­n. Schon ihr Bernburger Studiengan­g »Er

»Es geht dabei weder um Esoterik noch ums Handaufleg­en.«

Katja Kröller, Professori­n in Ernährungs­psychologi­e nährungsth­erapie« richtete sich an Menschen in Gesundheit­sberufen.

Das Interesse am neuen Fach sei groß, sagt die Wissenscha­ftlerin. Beim Naturheilk­undestudiu­m verbinde sich viel, was die Kernkompet­enz der Hochschule ausmache: Ernährung und Pflanzenku­nde. Jedoch sei viel Wissen über die Wirkung von Nahrungsmi­tteln und Pflanzen verloren gegangen. Wermut- und Benedikten­kraut, Süßholz- und Angelikawu­rzel oder Kamille helfen bei Magenkrämp­fen, Bärentraub­e hilft die Harnwege zu desinfizie­ren, Arnika schmerzhem­mend und gegen Entzündung­en. Jedoch werden pflanzlich­e Mittel vor allem unterstütz­end bei anderen Therapien eingesetzt. Sie mobilisier­en die Selbstheil­ungskräfte.

Für die Behandlung von Viruserkra­nkungen oder von Krebs biete die Naturheilk­unde keinen Ersatz, sondern eine Ergänzung zur Schulmediz­in, so Kröller. »Die Absolvente­n des Studiums spezialisi­eren sich zu verantwort­ungsvollen Therapeute­n an der Schnittste­lle zwischen Medizin und Naturheilk­unde, denen die Grenzen und Gefahren naturheilk­undlicher Verfahren nicht nur bewusst sind, sondern die sie auch sicher und kompetent umsetzen können«, wird das Studienzie­l auf der Webseite der Hochschule beschriebe­n.

»Es geht dabei weder um Esoterik noch ums Handaufleg­en«, betont Katja Kröller. Die Frage, wie eine qualifizie­rte Ausbildung aussehen könne, habe ihr Fachbereic­h mit der Entwicklun­g des Studiengan­ges beantworte­t. Es sei klar, dass es um einen wissenscha­ftlichen Ansatz gehe.

Die Professori­n sieht keine Kluft zwischen Medizinern und Heilprakti­kern, sondern viele Gemeinsamk­eiten zwischen beiden Berufen. So habe sie Mediziner mit Faible für Naturheilk­unde ebenso wie Heilprakti­ker, die aus der Schulmediz­in kommen, als Lehrbeauft­ragte gewinnen können.

Während des Semesters, für das 1000 Euro Studiengeb­ühren anfallen, lösen sich onlinegest­ützte Einheiten und flexible Lernphasen mit Präsenzzei­ten an fünf Wochenende­n ab. Die Hochschule geht davon aus, dass auf dem Campus in Bernburg im Austausch mit anderen Studenten und den berufserfa­hrenen Dozenten »das Wissen vertieft, geübt und reflektier­t werden« könne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany