Georg Grozer macht den Gegnern Angst
Die deutschen Volleyballer fiebern der EM entgegen
Georg Grozer war unsicher, ob er eine Hilfe für die Nationalmannschaft sein kann. Doch der Bundestrainer wollte auf keinen Fall auf ihn verzichten. »Ich habe mit Andrea Giani gesprochen, dass ich nicht in Form bin, aber gerne die Vorbereitung mitmachen möchte. Und dann muss er selbst entscheiden, ob er mich mitnimmt«, sagte der Star der deutschen Volleyballer. Für Giani kam es nicht infrage, den schlagstarken »Hammerschorsch« zu Hause zu lassen. »Georg ist einer der wenigen Spieler auf der Welt, der die Möglichkeit hat, ein Spiel, die Einstellung, das Gesicht einer Mannschaft zu verändern, selbst wenn er so wie jetzt noch nicht bei seinem Maximum ist. Er ist fast unersetzlich für uns«, sagte der Italiener.
Im Sommer pausierte Grozer mehr als drei Monate. Erst kamen ihm Rückenprobleme in die Quere, dann wollte er Zeit für seine beiden Töchter haben. »Weil ich jetzt einen anderen Familienstand habe, waren die Kinder bei mir, da bleibt nicht viel Zeit für Volleyball«, so Grozer, der von seiner Frau Violetta getrennt lebt.
Dass die Zeit mit der Nationalmannschaft vor Turnierbeginn in diesem Jahr besonders kurz ausfiel, ist für Grozer eine ganz neue Erfahrung. »Aber das ist alles Kopfsache und Herzsache«, sagte der gebürtige Ungar. Schon in der Vorbereitung veränderte Grozer die Chemie im Team – mit seiner Einstellung und seinem Ehrgeiz riss er alle mit. Im letzten Vorbereitungsspiel vor dem EM-Auftakt am Freitag gegen Serbien überzeugte Grozer mit 21 Punkten gegen Frankreich. »Das lief schon ganz gut«, freute sich der Perfektionist. »Aber in einigen Situationen bin ich noch nicht wieder voll da.« Kapitän Lukas Kampa relativiert: »Auch wenn Georg mit sich selbst noch nicht zufrieden ist, mit seiner Sprungkraft und seiner Schlaghärte, da verstecken sich die anderen trotzdem.«
Grozers letztes großes Ziel mit der Nationalmannschaft sind die Olympischen Spiele in Tokio, danach will er der Auswahl des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) nicht mehr zur Verfügung stehen. Auf dem Weg dorthin ist ein gutes Ergebnis bei der EM enorm wichtig – für Grozer ist es bereits die siebte. »Wenn wir nicht unsere Leistung bringen, dann werden uns die Gegner in Berlin mit ganz anderen Augen sehen. Wir müssen in jedem Spiel das Maximum leisten«, sagt Grozer. Im Januar kämpft die DVV-Auswahl in der deutschen Hauptstadt in einem Achterturnier um das letzte europäische Ticket für Tokio.
Seiner großen Leidenschaft 2020 ganz den Rücken zu kehren, das kann sich der 34-Jährige allerdings nicht vorstellen: »Solange die Knochen mitmachen, werde ich bestimmt auf dem Spielfeld stehen.« Nur in der Nationalmannschaft, da müssen sie bald ohne ihn auskommen.