nd.DerTag

Offizielle Bestätigun­g

Sebastian Bähr über eine Studie zu illegaler Polizeigew­alt

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Bestimmte gesellscha­ftliche Gruppen wie Demonstran­ten, Fußballfan­s oder Flüchtling­e wissen, dass Polizisten in Deutschlan­d quasi straffrei agieren. Eine bittere Erkenntnis, die häufig mit Schmerzen und Ohnmachtsg­efühlen bezahlt werden musste. Die bürgerlich­e Öffentlich­keit gibt sich dennoch immer wieder überrascht, wenn Vorwürfe der Polizeigew­alt aufkommen. Das sind doch nur Behauptung­en von notorische­n Querulante­n, heißt es dann von Politikern und Polizeigew­erkschafte­n. Das Thema wird schnell ad acta gelegt, da kaum belastbare Daten vorliegen.

Eine Studie zur Erforschun­g illegaler Polizeigew­alt könnte dies nun ändern und die Debatte womöglich sogar voranbring­en. Sie bestätigt nämlich das, was den Betroffene­n bisher keiner glauben wollte: Ja, illegale Polizeigew­alt ist real. Sie schüchtert ein, sie bringt Leid und sie ist vor allem weitaus stärker verbreitet, als die amtlichen Zahlen nahelegen. Betroffene zeigen Beamte nicht an, weil sie Angst haben oder nicht glauben, dass es etwas nützt.

Schon seit Jahren werden von Bürgerrech­tlern eine unabhängig­en Beschwerde­stelle und eine individuel­le Kennzeichn­ungspflich­t für Polizisten gefordert. Was kam? Neue Polizeiges­etze in mehreren Ländern, die die Befugnisse der Beamten noch mehr ausweiten. Ähnliche Tendenzen sind überall in Europa spürbar: Statt mehr Bürgerrech­ten und Kontrolle der Polizei gibt es autoritäre Sehnsüchte. Für kritische Zivilgesel­lschaften sind das zentrale Herausford­erungen.

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