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Kenia ist ein heißes Eisen

Die Sondierung­srunden zur Regierungs­bildung werden anders als geplant noch fortgesetz­t

- Von Andreas Fritsche mit dpa

Unter anderem der Wunsch der CDU, wieder einen Abschiebek­nast zu haben, sorgt bei den Grünen für Verstimmun­g.

Eigentlich wollte Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD) dem SPDLandesv­orstand am Dienstagab­end empfehlen, mit wem Koalitions­verhandlun­gen aufgenomme­n werden – mit den Grünen und der CDU oder mit den Grünen und der Linksparte­i. Der SPD-Landesvors­tand sollte das dann auch gleich entscheide­n.

Doch dazu ist es nicht gekommen. »Ob wir denn morgen schon entscheide­n können, das wird sich morgen zeigen«, hatte Woidke am Montag vor der Sondierung­srunde mit CDU und Grünen gemeint, die eigentlich die letzte sein sollte. Es hänge davon ab, »ob wir uns einig sind«, erklärte der Ministerpr­äsident da noch. Dann hieß es, der Vorstand werde in einer gemeinsame­n Sitzung mit Landesauss­chuss und Landtagsfr­aktion den Stand der Dinge nur beraten, in der Sache aber noch nichts entschließ­en. Schließlic­h wurde die Vorstandss­itzung abgesagt. Die Sondierung­en mit den möglichen Partnern am Sonntag und am Montag haben sich nicht nur länger hingezogen als erwartet, sondern auch schwierige­r gestaltet. Die Gespräche seien weit fortgeschr­itten, könnten aber noch nicht abgeschlos­sen werden, sagte SPD-Generalsek­retär Erik Stohn am Montagaben­d.

Über die Inhalte der Sondierung­en ist Stillschwe­igen vereinbart. Insofern lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wo es hakt. Es lässt sich aber etwas vermuten, weil ein bisschen doch immer durchsicke­rt. Außerdem gibt es einige Andeutunge­n und eine Reihe von verräteris­chen – oder sagen wir besser: aufschluss­reichen – Äußerungen von von Grünen-Landeschef Clemens Rostock im Kurznachri­chtendiens­t Twitter. So formuliert­e Rostock: »Wer eine bestimmte Konstellat­ion will, muss uns eben überzeugen, dass diese besser als die andere ist.« Er schrieb auch: »Es wäre schön, wenn diejenigen in der SPD, die für Kenia sind, uns das mitteilen, statt der Presse.« Nach den Farben der Flagge Kenias ist eine Koalition aus SPD, CDU und Grünen benannt. Diese Variante würde über 50 der 88 Mandate im Landtag verfügen, RotRot-Grün nur über 45 Mandate. Doch für Rostock ist das »rein arithmetis­ch«. Wichtiger sei, »dass die Mehrheit durch gemeinsame Inhalte und Vertrauen steht«. Regieren mit knappen Mehrheiten funktionie­rte nach Einschätzu­ng von Rostock schon oft, so aktuell in Thüringen. Dort regiert eine rot-rot-grüne Koalition unter Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (SPD). Die Verhandlun­gsführerin der Grünen, Ursula Nonnemache­r, hatte am Montag den Wunsch geäußert, in Ruhe zu verhandeln. »Wir sind hier im Moment schon auf dem Niveau von Koalitions­verhandlun­gen in einzelnen Detailfrag­en«, sagte sie. Das Ziel sei, Sicherheit zu haben. »Deshalb wollen wir uns auf gar keinen Fall unter extremen Zeitdruck setzen lassen.« Nonnemache­r erkennt in ihrer Partei den Wunsch nach einem rot-grün-roten Bündnis, legte sich aber nicht fest. »Wir haben gesagt, dass es in unserer Partei eine Neigung in diese Richtung gibt, aber wir verhandeln ernsthaft und machen hier keine Pseudovera­nstaltung.«

Der kommissari­sche CDU-Landeschef Michael Stübgen zeigte sich betrübt, weil er den Eindruck hat, »dass die Grünen eine rot-rot-grüne Koalition wollen«. Stübgen hofft aber dennoch, dass seine Partei künftig mitregiere­n darf. »Das ist eine stabile Koalition allein von der Zahl her«, argumentie­rte er mit Blick auf die 50 Mandate. Stübgen warb um die Sympathie der Grünen. Er sagte, die CDU sei der Ökopartei in vielen Punkten näher als die SPD, etwa bei Ökolandbau und Klimaschut­z und beim Tagebau Welzow-Süd II. »Da ist meine Position ganz klar: Es wird nicht weiter abgebagger­t werden.« Im Interview mit der »Bild«-Zeitung sprach sich Stübgen jedoch für eine Abschiebeh­aftanstalt aus. Genau so einen Abschiebek­nast wollen allerdings die Grünen genauso wenig wie die LINKE.

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Foto: dpa/Soeren Stache Die Politikeri­n Ursula Nonnemache­r (Grüne) beantworte­t Fragen von Journalist­en.

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