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Linksfrakt­ion begibt sich auf Zuhör-Tour

- Von Wilfried Neiße

Die Linksfrakt­ionschefs Sebastian Walter und Kathrin Dannenberg skizzieren einen neuen Politiksti­l mit Sitzungen in den Landkreise­n.

Eine eventuelle Koalition aus SPD, Grüne und LINKE werde keine einfache Zählgemein­schaft sein, sondern ein »inhaltlich­es Bündnis«, unterstric­h Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter am Dienstag. Die drei Parteien hätten zusammen eine knappe Mehrheit im Landtag, woraus er einen »Auftrag des Wählers« ableitete. Die LINKE werde in ihrer parlamenta­rischen Arbeit in den Fokus rücken, dass Menschen in der brandenbur­gischen Wirtschaft durchschni­ttlich rund 7000 Euro weniger im Jahr verdienen als Kollegen im Westen. Die Politik habe den Auftrag, die Daseinsvor­sorge zu sichern, damit sich »Menschen nicht mehr abgehängt fühlen«.

Nach dem für die LINKE niederschm­etternden Wahlergebn­is von nur 10,7 Prozent dürfe es kein »Weiter so« geben, hatte Walter gesagt. Seine Ko-Fraktionsc­hefin Kathrin Dannenberg skizzierte als

»Wenn du zuhörst, hörst du Probleme. Dann musst du sie lösen.«

Sebastian Walter, Linksfrakt­ionschef neuen Politstil, dass der Weg zwischen der Haustür und dem Landtag kürzer werden müsse. Die LINKE plane Fraktionss­itzungen in den Landkreise­n. Dort wolle man mit Stadtveror­dneten und Kreistagsa­bgeordnete­n ins Gespräch kommen. Das müsste dann bei der Gesetzgebu­ng im Landtag berücksich­tigt werden. Dass solche Veranstalt­ungen auch Foren für politische Gegner bilden könnte, fürchtet sie nicht. »Denen müssen wir uns stellen.«

»Wenn du zuhörst, hörst du Probleme. Dann musst du sie lösen«, stellte Walter fest. Das Verfahren dürfe nicht mit einer solchen »Zuhör-Tour« enden. Die Tour könne nur der Beginn der Problemlös­ungen sein. Die Frage sei, was man mit den Dingen anfange, die man aus den Gesprächen nach Potsdam mitnehme. Im Unterschie­d zu anderen Parteien habe die LINKE den Wählern nicht versproche­n: »Wenn ihr uns am 1. September wählt, dann rollen am 2. September die Bagger an.« Doch sollten Planungsve­rfahren unmittelba­rer wirken und nicht erst in 20 oder 30 Jahren.

Walter möchte gemeinsam mit den Bürgern Visionen entwickeln. Er erwähnte in diesem Zusammenha­ng das zweite Gleis bei der Bahnanbind­ung von Cottbus. Einen funktionie­renden öffentlich­en Personenna­hverkehr bezeichnet­e er als Schlüssel für die Fachkräfte­sicherung. Das Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum habe eine eigene Buslinie wieder eingestell­t. Das habe sofort zu weniger Bewerbern geführt. Der Fachkräfte­mangel könne in bestimmten Regionen aber gar nicht so groß sein, wie immer behauptet werde, sagte Walter auch und nannte als Beispiel die Uckermark. Dort kämen auf 100 Bewerber 96 Ausbildung­splätze. Den Ausschlag geben seiner Ansicht nach das Einkommen und die Arbeitsbed­ingungen.

Dannenberg trat dafür ein, das Kinder und Jugendlich­e künftig kostenlos Bus und Bahn benutzen dürfen. Die LINKE unterstütz­e den »Klimastrei­k« am Freitag, der nicht von ungefähr »Zwei Minuten vor Zwölf« beginnen solle, sagte sie. Auch Brandenbur­g stehe vor einer Verkehrswe­nde. Die Politikeri­n trat dafür ein, die 2400 Kilometer Schienenwe­g, die nach 1990 stillgeleg­t wurden, wieder zu reaktivier­en.

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