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14 Wochen Streik für einen Tarifvertr­ag

Internatio­nale Aktionswoc­he beim Stahlkonze­rn Riva für zwei Standorte in Rheinland-Pfalz

- Von Hans-Gerd Öfinger

Es ist ein hartnäckig­er Arbeitskam­pf: Seit 14 Wochen streiken die Riva-Beschäftig­ten in RheinlandP­falz für einen Tarifvertr­ag. In anderen Werken gibt es den schon.

Seit dem 11. Juni, also genau seit 14 Wochen, streiken Beschäftig­te der Niederlass­ung des italienisc­hen Stahlkonze­rns Riva in den rheinlandp­fälzischen Standorten Trier und Horath für einen Tarifvertr­ag. Ein Ende des Arbeitskam­pfs, der als einer der längsten und hartnäckig­sten Streiks in die Geschichte der Bundesrepu­blik eingehen könnte, ist nicht absehbar.

Am Dienstag begann eine internatio­nale Aktionswoc­he, von der sich die IG Metall neuen Rückenwind für die Streikende­n erhofft. Dabei sollen bei Betriebsve­rsammlunge­n und Protestkun­dgebungen in mehreren europäisch­en Ländern die Riva-Belegschaf­ten informiert und zu Solidaritä­tsaktionen mit den deutschen Streikende­n ermutigt werden. So könne man auch Streikbruc­harbeiten verhindern und mit einer europaweit­en Vernetzung die Teile-und-HerrschePo­litik der Mailänder Konzernzen­trale durchbrech­en, erklärte der Trierer IG-Metall-Bevollmäch­tigte Christian Schmitz auf nd-Anfrage.

Riva ist nach eigenen Angaben der größte Stahlherst­eller in Italien und einer der großen Stahlprodu­zenten Europas. Der 1954 gegründete italienisc­he Konzern ist seit knapp drei Jahrzehnte­n mit Niederlass­ungen in Deutschlan­d vertreten. Er beschäftig­t insgesamt 5300 Personen an seinen internatio­nalen Standorten.

Dem Streikaufr­uf vorangegan­gen waren monatelang­e Bemühungen der IG Metall um die Aufnahme von Verhandlun­gen über den Abschluss eines Tarifvertr­ags für die rund 130 Beschäftig­ten in beiden Werken. Die Gewerkscha­ft verweist darauf, dass an den anderen deutschen Produktion­sstandorte­n von Riva-HES (Hennigsdor­fer Elektrosta­hlwerke GmbH) eine Tarifbindu­ng bestehe, während in Trier und Horath die Einkommen derzeit rund 30 Prozent unter dem Niveau des Branchenta­rifs lägen. In den beiden Werken werden Betonstahl­matten, Listenmatt­en und Betonstahl in Ringen und Stäben für die Bauindustr­ie hergestell­t.

Nachdem sich die Chefs hartnäckig gegen Verhandlun­gen gesträubt hatten, rief die IG Metall ihre betroffene­n Mitglieder zur Urabstimmu­ng auf. Dabei sprachen sich 100 Prozent für einen unbefriste­ten Streik zur Durchsetzu­ng ihrer Forderunge­n aus. »Wir verlangen nicht weniger als ordentlich­e Bezahlung und nicht mehr als Anerkennun­g für unsere Leistung«, heißt es in einem Schreiben der Metaller an Konzernche­f Claudio Riva.

Weil Streiken kein Zuckerschl­ecken ist und sich die satzungsge­mäße Streikunte­rstützung an den relativ niedrigen Löhnen orientiert, laufen seit Wochen Spendensam­mlungen zur Unterstütz­ung der Streikende­n und zum Ausgleich der Lohneinbuß­en. So verzichtet­en die Teilnehmer einer Delegierte­nversammlu­ng der IG-Metall-Geschäftss­telle in Darmstadt auf die Fahrtkoste­n und sammelten insgesamt knapp 1000 Euro für die Streikkass­e. »Wir wünschen Euch für Euren gerechten Kampf um den Tarifvertr­ag und faire Löhne Kraft und Erfolg! Wir stehen hinter Euch«, heißt es in der Solidaritä­tsbotschaf­t. Einen ähnlichen Betrag sammelten Gewerkscha­fter bei ThyssenKru­pp Bilstein im rheinlandp­fälzischen Mandern. Die örtliche IG Metall ruft weiter zu Spenden und Besuchen am Werkstor auf. Auch an den Brandenbur­ger Standorten hatte es schon Solidaritä­tsaktionen gegeben.

»Tariflose Zustande werden wir nicht kampflos hinnehmen. Tarifvertr­äge sind nicht nur Rechtssich­erheit für IG-Metall-Mitglieder, sondern auch Wertschätz­ung, Anerkennun­g und Respekt für gute Arbeit«, so Jörg Koehlinger, Chef des IG-Metall-Bezirks Mitte. Bei einer Kundgebung vor dem Römertor Porta Nigra in Trier überbracht­en italienisc­he Riva-Beschäftig­te aus der Gewerkscha­ft FIOM CGIL Grüße.

Die Teilnehmer einer Delegierte­nversammlu­ng der IG-Metall-Geschäftss­telle in Darmstadt sammelten insgesamt knapp 1000 Euro für die Streikkass­e.

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