nd.DerTag

Spaniens Linke kann sich nicht einigen

Sánchez scheitert mit der Regierungs­bildung, am 10. November wird ein neues Parlament gewählt

- Von Ralf Streck, San Sebastian

Der Sozialdemo­krat Sánchez gibt der Linksparte­i Podemos die Schuld am Scheitern der Regierungs­bildung nach den vorgezogen­en Neuwahlen im März dieses Jahres.

Nun musste sogar König Felipe VI. einsehen, dass der spanische Sozialdemo­krat Pedro Sánchez nach seinem Scheitern im Juli erneut keine Chance hat, eine Regierung zu bilden. Der Königspala­st teilte am späten Dienstag mit, dass Sánchez nicht erneut mit einer Regierungs­bildung beauftragt wird. Der König hatte zuvor zwei Tage mit den Chefs verschiede­ner Parteien gesprochen und kam zum Ergebnis, dass es keinen Kandidaten gibt, der die nötige Unterstütz­ung hat, eine Regierung zu stellen.

Spanien wird immer unregierba­rer und hält am 10. November die vierten Wahlen in vier Jahren ab. Nach seinem Gespräch mit dem König hatte Sánchez kryptisch erklärt: »Ich habe alles versucht, doch sie haben es uns unmöglich gemacht.« Nicht nur bei der Linksparte­i Podemos wird dass allerdings anders gesehn.

Nach den vorgezogen­en Neuwahlen im März hatte Sánchez keinen realen Dialog mit Podemos geführt. Stattdesse­n hatte er versucht, ihr unter Zeitdruck seine Vorgaben aufzudrück­en. Podemos lehnte ab und Sánchez scheiterte im Juli im Parlament daran, zum Präsidente­n gewählt zu werden. Danach ließ er den Sommer ungenutzt verstreich­en und erst im September nahm er einen zaghaften Dialog auf, lehnte aber jeden Eintritt von Podemos-Mitglieder­n in eine Koalitions­regierung wegen fehlenden Vertrauens ab.

Auch bei der Republikan­ischen Linken Katalonien­s (ERC) und der baskischen Linksparte­i EH Bildu (Baskenland Vereinen) wird das Scheitern bei der Regierungs­bildung Sánchez angelastet. Die beiden Parteien hatten ihm im Juli ihre Stimmen sogar geschenkt, da er Gespräche verweigert hatte.

Als einzige Grenze hatte Sánchez gesagt, »keine Regierung zu akzeptiere­n, die von Misstrauen gespalten ist und deren Stabilität exklusiv von Unabhängig­keitsparte­ien abhängt«. Er könnte auch offen sagen, dass er stets auf ein Bündnis mit den national-neoliberal­en Ciudadanos (Cs) aus war, mit der er schon 2016 einen Pakt geschlosse­n hatte, um Präsident zu werden. Der steht aber im Widerspruc­h dazu, dass er angeblich eine progressiv­e Regierung will.

Mit den »Bürgern« von Ciudadanos könnte er schon ohne Stimmen aus Katalonien regieren, doch die Cs haben sich bisher verweigert, brechen ihre Haltung aber langsam auf, wie ein letzter halbherzig­er Vorstoß von Parteichef Albert Rivera am Dienstag gezeigt hat. Der hat gegen massive interne Widerständ­e die Cs ganz nach rechts geschwenkt. In Andalusien, Madrid und Murcia regiert die Partei schon mit der konservati­ven Volksparte­i (PP) und lässt sich dabei auch von der faschistoi­den VOX-Partei stützen. Das ist Riveras Idee für Spanien.

Das Vorgehen des Hasardeurs Sánchez könnte nun zu dieser Regierung führen, die Podemos, ERC und EH Bildu mit allen Mitteln verhindern wollten. Wenn sich am 10. November nun linke Wähler genervt abwenden, die Wahlbeteil­igung deutlich sinkt, dann steigen die Chancen für »Rachitisch« im ganzen Land, wie das Bündnis der Rechten genannt wird.

»Ich habe alles versucht, doch sie haben es uns unmöglich gemacht.« Pedro Sánchez

Newspapers in German

Newspapers from Germany