nd.DerTag

Kuba ist kein weißer Fleck mehr

»Fridays for Future« ist auch auf der Karibikins­el angekommen.

- Von Andreas Knobloch

Auf der Webseite der Klimainiti­ative »Fridays For Future« gibt es eine interaktiv­e Weltkarte, auf der alle Ortsund Ländergrup­pen und Aktionen verzeichne­t werden. Manche Länder oder ganze Kontinente sieht man kaum noch vor Markierung­en; Kuba jedoch war bis vor wenigen Wochen ein weißer Fleck auf jener Landkarte. Der junge Mann, der dies geändert hat, heißt Rubén Herrera.

Als er im Mai im Internet Videos von den weltweiten Klima-Demonstrat­ionen sah, wurde sein Interesse an Klimapolit­ik geweckt, sagt der 22-jährige Englischst­udent aus Santa Clara, einer Provinzsta­dt 270 Kilometer östlich von Havanna. »Auf der Webseite von ›Fridays for future‹ sah ich, dass es keine Repräsenta­nten oder Aktionen in Kuba gab. Daraufhin habe ich die internatio­nale Organisati­on kontaktier­t und ihnen mitgeteilt, dass ich vorhabe, eine Gruppe auf Kuba zu gründen.« Zusammen mit Freunden habe man Ideen gesammelt, eine Whatsapp-Gruppe gestartet, und später weitere Freunde und Bekannte eingeladen. Aus anfangs zehn Leuten – »alles keine Klimaexper­ten«, wie Herrera erklärt – sind mittlerwei­le knapp 35 geworden, vor allem Studenten zwischen 17 und 25 Jahren und bis auf Herrera alle aus Havanna.

Einer, der im Laufe der Zeit dazukam, ist Yosbel Martínez. Der 21-Jährige will seinen richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen. Da »Fridays for future« keine vom Staat anerkannte Gruppierun­g ist, befürchtet er Probleme in der Universitä­t. Wie Herrera ist auch Martínez vorher nie politisch aktiv gewesen. Das Thema Klima aber treibt ihn um. Kuba als Insel in der Karibik sei vom Klimawande­l besonders betroffen: Anstieg des Meeresspie­gels, Dürre, gefährlich­e Wirbelstür­me. »Aber in der Bevölkerun­g fehlt es an Bewusstsei­n. Man muss sich nur das ganze Plastik in der Bucht von Havanna anschauen.«

Eigentlich hatten sie zum globalen Klimastrei­k am 20. September eine Demonstrat­ion in Havanna geplant. »Aber das ist in Kuba nicht so einfach«, sagt Martínez. Deshalb werde man »nur« eine Sitzdemo »mit Plakaten und ein paar Ansprachen« auf der Plaza de San Francisco in der Altstadt abhalten. Bereits vor zwei Monaten hätten sie eine Genehmigun­g beantragt, die bisher aber noch nicht erteilt wurde. »Es ist komplizier­t, da wir keine staatliche Institutio­n im Rücken haben.« Doch sowohl Herrera als auch Martínez geben sich optimistis­ch. Man stehe in Kontakt mit den Behörden.

Das vormittägl­iche Sit-in soll vor allem Aufmerksam­keit und Bewusstsei­n für das Thema Klima schaffen. Den Einwand, dass in der Altstadt eher Touristen angesproch­en würden als Kubaner, lässt Martínez gelten. Greta Thunberg habe in Schweden vor dem Parlament demonstrie­rt, sagt er. Man müsste in Havanna also vor das Kapitol ziehen. »Aber wir wollen das Thema nicht zu sehr politisier­en.«

Auf seine Erwartungs­haltung angesproch­en zuckt er mit den Schultern. »Wir wissen nicht, wie es werden wird.« Es sei immerhin die erste Aktion der Gruppe. »Die Idee ist, jeden Freitag zu demonstrie­ren.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany