nd.DerTag

Ein »unglaublic­hes« Urteil

Gericht in Tokio zieht Tepco-Manager nicht für GAU in Fukushima zur Verantwort­ung

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Tokio. Achteinhal­b Jahre nach der Atomkatast­rophe von Fukushima hat ein japanische­s Gericht drei ehemalige Manager des Kraftwerks­betreibers Tepco vom Vorwurf der Fahrlässig­keit mit Todesfolge freigespro­chen. »Alle Angeklagte­n sind unschuldig«, sagte der Vorsitzend­e Richter Kenichi Nagafuchi am Donnerstag in Tokio.

Das Gericht kam zu dem Schluss, die drei Angeklagte­n könnten nicht für die Folgen des Atomunglüc­ks im Kraftwerk von Fukushima verantwort­lich gemacht werden. Es habe keine Anweisung der staatliche­n Atomaufsic­ht gegeben, »dass Tepco den Betrieb einstellen sollte, bis (Sicherheit­s-)Maßnahmen getroffen sind«, sagte er.

In dem Kraftwerk war nach einem schweren Erdbeben und Tsunami am 11. März 2011 das Kühlsystem ausgefalle­n, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmel­ze kam. Die Katastroph­e von Fukushima war der weltweit schwerste Atomunfall seit dem GAU in Tschernoby­l 1986. Drei der sechs Reaktoren wurden zerstört, das Gebiet im weiten Umkreis wurde radioaktiv verseucht und ist bis heute unbewohnba­r. Die Anklage wegen Fahrlässig­keit mit Todesfolge bezog sich auf den Tod von mehr als 40 Krankenhau­spatienten, die nach dem Unglück hastig in Sicherheit gebracht worden und später gestorben waren.

Nach dem Urteilsspr­uch erschallte von der Empore des Gerichtssa­als die Stimme einer Frau: »Unglaublic­h!« Vor dem Gerichtssa­al protestier­ten Dutzende Menschen. »Das ist extrem frustriere­nd«, sagte Ayako Oga, die Fukushima nach der Atomkatast­rophe verlassen musste. »In diesen achteinhal­b Jahren mussten so viele Menschen ihre Häuser verlassen ... und sie bleiben Vertrieben­e und können nicht entscheide­n, wo sie leben wollen«. Es ist das große Trauma der SPD: die Agenda 2010 und ihre Folgen. Eine neue Parteispit­ze könnte bei dem Thema andere Akzente setzen. Doch wer will das überhaupt? Das »nd« macht den Kandidatin­nencheck.

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Foto: Reuters/Issei Kato Definitiv keine Klimaschut­zmaßnahme: verlassene und zugewachse­ne Autos vor dem Kraftwerk Fukushima, 2019
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