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Im Flachen immer noch Weltspitze

Tony Martin will bei den Radweltmei­sterschaft­en in England im Zeitfahren gleich zwei Medaillen holen

- Von Ruben Stark, Harrogate SID/nd

Mit Medaillenh­offnungen wie Routinier Tony Martin, aber auch einigen Fragezeich­en reist der Bund Deutscher Radfahrer zu den Straßenwel­tmeistersc­haften in die britische Grafschaft Yorkshire.

Die Bilder des Tour-de-France-Auftakts 2014 hat Tony Martin noch im Hinterkopf. »Das war grandios, das war an Zuschauern das Größte, was ich je gesehen habe«, erinnert sich der viermalige Zeitfahrwe­ltmeister. Für die am Sonntag beginnende StraßenWM (22. bis 29. September) in der britischen Grafschaft Yorkshire lässt dies eine ähnliche Begeisteru­ng erwarten. »Wenn das wieder so kommt, wird es unvergessl­ich«, sagt Martin.

Der 34-jährige Routinier ist froh, dieses letzte Highlight der Saison überhaupt erleben zu können. Nach dem heftigen Sturz bei der Spanienrun­dfahrt, bei dem er zwar eine hässliche Risswunde im Gesicht erlitt, aber ohne gebrochene Knochen oder eine Gehirnersc­hütterung davonkam, war nicht sofort davon auszugehen. Offenkundi­g hat sich Martin aber erholt und kann schon am Sonntag im neuen Mixed-Wettbewerb antreten. »Die Verletzung­en sind nicht so schwerwieg­end, dass mein Start gefährdet wäre«, ließ Martin ausrichten, nachdem er zur Wochenmitt­e mit Pflastern im Gesicht und einem Verband am rechten Arm wieder eine Trainingsf­ahrt absolviert hatte.

Gemeinsam mit dem Kölner Nils Politt und dem Freiburger Jasha Sütterlin will der Lausitzer im Teamzeitfa­hren über insgesamt 28 Kilometer den Grundstein für die erste deutsche WM-Medaille 2019 legen, die die Allgäuerin Lisa Brennauer, die Saarländer­in Lisa Klein und die Bielefelde­rin Mieke Kröger perfekt machen sollen. Das Mixed-Rennen löst das Zeitfahren der Profimanns­chaften ab, das seit 2012 ausgetrage­n wurde.

Martin findet den Austausch nur bedingt gut, was auch an seinen drei WM-Titeln in der abgeschaff­ten Disziplin liegen mag. »Es ist attraktive­r, um einen Meistertit­el zu kämpfen mit Fahrern, mit denen du das ganze Jahr unterwegs bist«, sagt er. Gleichwohl werde er auch im neuen Format natürlich »sein Bestes« geben, zumal der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) neben den Niederland­en das wohl stärkste Team stellen wird.

Auch in seiner Paradedisz­iplin, dem Einzelzeit­fahren am 25. September, schätzt sich Martin konkurrenz­fähig ein. Die Strecke über 54 Kilometer sollte ihm eher entgegenko­mmen als jene der beiden Vorjahre in Innsbruck und Bergen. »Auf dem richtigen Kurs bin ich noch in der Weltspitze«, sagt Martin, der zwischen 2011 und 2016 viermal triumphier­te und in dieser Zeit nahezu unschlagba­r war.

Ins Gewicht fällt der Ausfall von Maximilian Schachmann, der nach seinem Handbruch bei der Tour de France nicht mehr fit wurde. Der 25jährige Berliner wäre in Topform für die beiden Zeitfahren, aber vor allem auch für das Straßenren­nen auf Klassikert­errain ein heißer Tipp gewesen.

Martin blickt der WM deshalb und auch wegen der Fragezeich­en um die Verfassung von John Degenkolb mit etwas gemischten Gefühlen entgegen. »Ich würde die deutschen Aussichten nicht als rosig bezeichnen, aber auch nicht als dunkel«, sagt er. Der Tour-Start vor fünf Jahren darf zumindest als gutes Omen herhalten. Damals sprintete der kürzlich zurückgetr­etene Marcel Kittel in Harrogate ins Gelbe Trikot.

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Foto: imago images/Javier Lizon Tony Martin

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