Erfrischend gut
In Israel rückt plötztlich ein Mann ins Licht der Öffentlichkeit, der bislang der breiten Masse nur als Anführer der kleinen, sozialistischen Partei Chadasch bekannt war: Ayman Odeh, 44, verheiratet, drei Kinder, könnte Oppositionsführer werden, denn die Arabische Liste, auf der Odehs Partei bei der Wahl antrat, wurde mit zwölf von 120 Mandaten drittstärkste Kraft. Der Posten des Oppositionsführers bringt mehr mit sich, als man denkt: er erhält monatliche Unterrichtungen durch den Premierminister und den Chefs der Geheimdienste, hat Anspruch auf Personenschutz und Dienstwagen.
In der nord-israelischen Hafenstadt Haifa, wo Odeh herkommt, sorgt das für Begeisterung, denn hier hält man etwas darauf, anders zu sein, als der Rest des Landes: christliche und muslimische Araber, Juden wohnen dort Seite an Seite, und Odeh, von Beruf Anwalt, lebt und repräsentiert dieses Konzept mit ganzer Kraft. Er war der einzige muslimische Schüler auf einer christlichen Schule; saß später sieben Jahre lang im Stadtparlament von Haifa. Mit der Zeit seien die Trennlinien von Religion und Herkunft für ihn immer verschwommener geworden und dann ganz verschwunden, sagt er. Unter seiner Führung hat sich Chadasch mit der Forderung nach einer Stärkung des Sozialstaats Zehntausende jüdische Wähler erschlossen.
Dass Odeh nun als Oppositionsführer mit am Tisch sitzen könnte, hat bei rechten Politikern für Aufruhr gesorgt: Man müsse unbedingt verhindern, dass ein Araber ein solch wichtiges Amt erhalte, warnte ex-Justizministerin Ajelet Schaket von der rechten Liste »Jaminah«. Einer, der Odeh in der Vergangenheit öffentlich vorgeworfen hatte, er gehöre nicht zu Israel, schweigt indes auffallend: Avigdor Liebermann, Chef von Jisrael Beitenu. Sollte es mit der großen Koalition aus Likud und BlauWeiß nichts werden, käme auch eine Koalition aus Jisrael Beitenu, Blau-Weiß und den linken Parteien unter Duldung der arabischen Liste oder vielleicht sogar mit arabischen Minister in Frage. Er jedenfalls sei für alles offen, was dem Land dient, sagt Odeh,