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Ein Mechanismu­s für die Seenotrett­ung

Deutschlan­d, Frankreich, Italien und Malta wollen Lösung für im Mittelmeer gerettete Flüchtling­e

- Von Alexander Isele Mit Agenturen

Nach dem Ausscheide­n der rechten Lega aus der italienisc­hen Regierung wird nach einer gemeinsame­n Regelung zur Verteilung von Geflüchtet­en gesucht.

An diesem Montag wollen die Innenminis­ter Deutschlan­ds, Frankreich­s, Italiens und Maltas eine Lösung für den seit Monaten schwelende­n Streit um die Seenotrett­ung finden. Bei einem Treffen im maltesisch­en Vittorosia, an dem auch der Außenminis­ter Finnlands als EU-Ratsvorsit­zender und die EU-Kommission teilnehmen, wollen sie sich auf einen Notfallmec­hanismus für Bootsflüch­tlinge einigen. Dieser soll Regelungen zur Anlandung und Verteilung von auf dem Mittelmeer geretteten Migranten festlegen. Noch sind allerdings einige Fragen offen, etwa, ob die Rettungssc­hiffe stets den nächsten sicheren Hafen anfahren sollen oder eine Rotation eingeführt wird. Frankreich will für eine Rotation keine eigenen Häfen öffnen. Bereits im Vorfeld hatte Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) erklärt, Deutschlan­d sei bereit, ein Viertel der in Seenot geretteten Menschen aufzunehme­n.

Vor dem Treffen mahnten Menschenre­chtler eine solidarisc­he europäisch­e Lösung an. So forderte Markus Beeko, Generalsek­retär von Amnesty Internatio­nal Deutschlan­d, »eine Einigung auf einen Ad-hoc-Mechanismu­s von aus Seenot geretteten Menschen, der eine rasche und unkomplizi­erte Aufnahme sicherstel­lt«. Alle sollten gleicherma­ßen Zugang zu einem fairen und sicheren Asylverfah­ren erhalten. Beeko forderte auch, dass die Rettungssc­hiffe den jeweils nächstgele­genen sicheren Hafen ansteuern dürfen, so wie im Seerecht vorgesehen.

In den vergangene­n Monaten haben Italien und Malta privaten Rettungssc­hiffen immer wieder die Einfahrt in ihre Häfen verwehrt. Die Retter durften sie erst an Land bringen oder an ein staatliche­s Schiff übergeben, nachdem sich andere EU-Länder bereit zur Aufnahme erklärt hatten. In Vittorosia wird auch diskutiert, ob sich die Häfen bei der Aufnahme der Schiffe abwechseln sollen.

Die Ergebnisse der Gespräche auf Malta sollen laut Seehofer am 8. Oktober beim Treffen der EUInnenmin­ister in Luxemburg vorgestell­t werden, wo sich weitere EU-Staaten der Vereinbaru­ng anschließe­n können.

Unterdesse­n sprach sich der Chef der konservati­ven Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), dafür aus, den Flüchtling­sdeal zwischen der EU und der Türkei zu verlängern. Seit Wochen streiten sich die EU und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan über das Abkommen. Die Türkei fordert mehr Geld dafür, dass sie die Flüchtling­e an der Weiterreis­e hindert.

Gleichzeit­ig droht an der syrischen Grenze zu der Türkei eine weitere kriegerisc­he Eskalation. Vor seiner Abreise zur UN-Vollversam­mlung nach New York hatte Erdoğan seine Bereitscha­ft zu einem Militärein­satz in Nordsyrien bekräftigt, sollte dort nicht bis Ende September eine Sicherheit­szone eingericht­et sein. Zugleich betonte er, keine keine Konfrontat­ion mit den USA in der Region zu wollen.

Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU) hat erklärt, Deutschlan­d sei bereit, ein Viertel der in Seenot geretteten Menschen aufzunehme­n.

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