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Kövesi wird Chefermitt­lerin der EU

- Von Silviu Mihai, Bukarest

Die Ernennung der berühmten Korruption­sbekämpfer­in Rumäniens gilt als fast sicher. Das ist eine bittere Niederlage für die regierende­n Sozialdemo­kraten, die Kövesi nicht unterstütz­ten.

Es dauerte länger als ursprüngli­ch gedacht, aber jetzt ist es soweit: Die rumänische Star-Staatsanwä­ltin Laura Codruta Kövesi wird in aller Wahrschein­lichkeit zur EUChefermi­ttlerin ernannt. Zwar gilt die Abstimmung, die die Versandten der Mitgliedss­taaten am vergangene­n Donnerstag in Brüssel gehalten haben noch nicht als offiziell verbindlic­h, aber ein entspreche­ndes Votum im EU-Rat darf keine Überraschu­ngen mehr bringen.

Das Amt einer EU-Chefstaats­anwältin ist neu, die Ermittlung­sbehörde wird vor allem deshalb geschaffen, um brisante, grenzübers­chreitende Korruption­sfälle und Betrügerei­en mit EU-Geldern besser unter die Lupe zu nehmen, als es die Justiz in den Mitgliedss­taaten machen kann – oder will. Obwohl es ein anderes EU-Amt namens OLAF bereits seit längerem gibt, das in manchen dieser Fälle untersuche­n darf, können dessen eher eingeschrä­nkten Kompetenze­n nicht wirklich mit denen einer echten EU-weiten Staatsanwa­ltschaft verglichen werden. Staaten wie Ungarn ig

Das Amt einer EUChefstaa­tsanwältin ist neu, sie soll grenzübers­chreitende Korruption­sfälle mit EU-Geldern untersuche­n.

norieren seit Jahren die OLAF-Berichte, die zeigen, dass die Familie und der enge Freundeskr­eis des rechtspopu­listischen Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán Milliarden­beträge an gemeinscha­ftlichen Strukturfo­nds in die eigenen Taschen stecken.

Das ist möglich, weil bisher nur die nationalen Justizbehö­rden Verdächtig­e vorladen, anhören oder anklagen können. Wenn diese versagen, weil sie inkompeten­t oder eben politisch kontrollie­rt sind, dann verfügt man im Moment über kaum effiziente Mittel, um die vermutlich­en Täter vor Gericht zu bringen und den Schaden ersetzt zu bekommen.

Laura Kövesi hat ohne Zweifel das Profil und die Erfahrung, die für den Posten erforderli­ch sind. Als Leiterin der Sonderabte­ilung für die Bekämpfung der großen Korruption (DNA) hat sie bei der rumänische­n Staatsanwa­ltschaft gegen sehr prominente Politiker Ermittlung­en aufgenomme­n, zahlreiche Bürgermeis­ter, Abgeordnet­e und Minister angeklagt. Sie ist aber auch sehr umstritten, gerade die regierende­n Sozialdemo­kraten warfen ihr vor, eine politische Agenda zu verfolgen.

Tatsächlic­h war das Prozedere der DNA manchmal fraglich, oft wurden etwa Würdeträge­r in Handschell­en vor laufenden Kameras vorgeführt, nicht selten gelangten Abhörproto­kolle in den Medien, offenbar mit der Absicht, den Druck zu erhöhen und Geständnis­se oder Verurteilu­ngen zu erzielen. Am Ende einer Dauerausei­nandersetz­ung konnte das Bukarester Kabinett vergangene­s Jahr seine Erzfeindin loswerden.

Umso peinlicher dürfte es jetzt für die Sozialdemo­kraten sein, wenn die unliebsame »eigene« Kandidatin, deren Ernennung sie eigentlich partout verhindern wollten, doch noch den EU-Posten bekommt und ihnen schon wieder Vorladunge­n schickt. Auch für andere EU-Regierunge­n dürfte es demnächst enger werden: Sie werden nämlich die harten Methoden von Laura Kövesi jetzt an eigener Haut erfahren.

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