Eisige Zeiten
Die Jüngste ist sie nicht mehr. Die »Polarstern« wurde schon am 6. Januar 1982 ins kalte Wasser der Ostsee geworfen und musste schwimmen, bevor sie richtig fertig war. Aber das macht man ja bei Schiffen so. Sobald sie schwimmfähig sind, werden sie vom Stapel ins Wasser gelassen. Für die Ausrüstung müssen sie keinen Platz an Land besetzen, wo man schon an einem neuen Schiff bauen kann. Der winterliche Termin von Stapellauf und Indienststellung (im Dezember des gleichen Jahres) dürfte für die »Polarstern« kein Problem sein, schließlich wurde sie als Eisbrecher gebaut, mit der arktischen Eisklasse ARC3 zwar nicht für die dicksten Brocken, aber für 1,2 Meter dickes glattes Eis reicht es locker.
Eigentlich sollte die »Polarstern« schon 2016 in Rente gehen. Doch nun bekommt sie den wohl aufregendsten Auftrag ihres Schiffslebens. Bei der gerade gestarteten »MOSAiC«-Expedition soll sie – eingefroren im Polareis – ein Jahr lang durch die Arktis driften. Mit seinem an den neuralgischen Stellen verstärkten doppelwandigen Rumpf ist das Schiff für dieses riskante Unternehmen recht gut gerüstet. Zur Versorgung und für den Fall der Fälle sind noch vier größere Eisbrecher eingesetzt.
Wechselnde Besatzungen von jeweils 100 Leuten aus 19 Ländern werden in dieser Zeit an Bord sein. Sie werden in der langen Polarnacht eine Menge zu tun haben. Rund um das Schiff werden Messstellen eingerichtet, um Ozean, Eis und Atmosphäre sowie das arktische Leben im Winter zu erforschen.
Seit der Indienststellung gab es viel zu tun: auf mehr als 104 Expeditionen ins Polarmeer ebenso wie zur Antarktis legte sie pro Jahr gut 50 000 Seemeilen zurück, etwa zweimal die Strecke um den Äquator. In den 37 Jahren gab es nur eine lange Pause für das Schiff: Zwischen 1998 und 2001 kam die »Polarstern« zur Generalüberholung und Modernisierung noch mal in die Werft.
Die Polardrift wird womöglich die letzte große Fahrt der »Polarstern«. Noch 2019 soll die Auftragsvergabe für den Bau des Nachfolgers erfolgen.