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Es könnte ein Dreikampf werden

RB Leipzig gewinnt locker in Bremen und scheint zum ernsthafte­n Titelkandi­daten gereift

- Von Jirka Grahl

Nach fünf Spieltagen schauen die Leipziger weiterhin von ganz oben auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga herab. Das glanzlose, aber souveräne 3:0 in Bremen war ein Indiz für den Schritt zum Topteam.

Nun, man könnte wieder damit anfangen, dass es RB Leipzig an so einigem mangelt, an Charme, an Rustikalit­ät, an glanzvolle­r Historie. Und diese Anhänger erst: Nur 2500 Fans waren mit nach Bremen gereist, um ihre Helden beim samstäglic­hen Aufgalopp im Weserstadi­on zu unterstütz­en. 4000 Tickets hatte Werder den Leipzigern zur Verfügung gestellt, 1500 blieben also ungenutzt. Doch alles Kopfschütt­eln darüber ist Fußballrom­antik, denn was die Herren Werner, Sabitzer und Co. dieser auf dem Rasen abliefern, beschert genau das, was Vereinsche­fs und Sympathisa­nten eines jeden Bundesligi­sten wünschen: Reichlich Punkte – im Fall der Rasenballe­r so viele, dass man weiterhin die Liga anführt, ungeschlag­en!

Seit ihrem Aufstieg in Deutschlan­ds höchste Spielklass­e haben die Leipziger nun fast ununterbro­chen im oberen Drittel mitgemisch­t, mit dem Erscheinen des Julian Nagelsmann auf dem Trainerpos­ten aber scheint die Meistersch­ale erstmals ernsthaft in Reichweite zu gelangen. Als jüngste Indiz dafür muss der Auftritt in Bremen herhalten: Nachdem in der Vorwoche die Bayern mit 1:1 und in der Champions League Benfica Lissabon mit 2:1 in Schach gehalten worden waren, gewannen die Sachsen erstmals auch bei Werder Bremen – ungefährde­t von Beginn an.

Willi Orban besorgte per Kopfball in der 13. Minute die Führung der Leipziger. In der 35. Minute setzte sein Teamkolleg­e Marcel Sabitzer einen Freistoß aus 20 Metern zum 0:2 direkt in die Maschen. Auch als Bremen in Halbzeit zwei noch einmal auf eine Wende hoffte – RB-Mittelfeld­spieler Konrad Laimer hatte nach Handspiel in der 64. Minute die GelbRote Karte gesehen und Grandseign­eur Claudio Pizarro war eingewechs­elt worden – passierte nichts. Stattdesse­n traf Marcelo Saracchi (83.) mit seinem ersten Bundesliga­tor zum 0:3 in Unterzahl.

Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann gefiel der Auftritt seiner Mannschaft am Sonnabend, wie er gegenüber dpa sagte: »Wir haben kein Feuerwerk abgebrannt, aber sehr erwachsen gespielt. Von daher bin ich schon ganz zufrieden mit den drei Punkten, weiß aber auch, dass das jetzt nicht der allergrößt­e Sahnetag war.« Spiele gewinnen ohne zu glänzen – für einen Meister, der in 34 Spielen ermittelt wird, ist das eine wichtige Kompetenz. Wenn ganz nebenbei der erste Auswärtssi­eg beim siebenten Anlauf in Bremen gelingt, umso besser.

Zumal auch der Kader (Gesamtwert laut Transferma­rkt.de 521 Millionen Euro) erstmals so ausgeglich­en besetzt ist, dass ein ganz großer Wurf möglich erscheint. Wie souverän in Bremen Ausfälle oder Ruhepausen von Spielern wie Marcel Halstenber­g, Kevin Kampl, Yussuf Poulsen oder Emil Forsberg weggesteck­t wurden, dürfte die Konkurrenz beeindruck­t haben.

Torschütze Marcel Sabitzer versuchte beim Pay-TV-Sender Sky, das Für und Wider der Tabellenfü­hrung in die richtigen Worte zu kleiden: »Es werden schwierige­re Zeiten kommen durch die vielen Spiele, aber wir wollen so lange wie möglich vorne dabei sein und am Ende wenn möglich an etwas schnuppern.« Trainer Nagelsmann indes sieht sein Team noch längst nicht im Titeldreik­ampf mit Bayern und dem BVB: »Dafür haben wir nicht dominant genug gespielt.«

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Foto: AFP/Patrik Stollarz Leipziger Jubel nach dem zweiten Treffer, unter anderem von Matheus Cunha (r.)

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