nd.DerTag

Weiblich? Berühmt? Beleidigen!

Marion Bergermann über Beschimpfu­ngen weiblicher Bundestags­abgeordnet­er

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Hasskommen­tare zu schreiben, scheint ein immer beliebtere­s Männerhobb­y zu werden: Neue Zahlen zeigen, dass die meisten weiblichen Bundestags­abgeordnet­en im Internet massiv bedroht und beleidigt werden. An der Umfrage des ARD-Magazins »report München« beteiligte­n sich 77 von 221 der Parlamenta­rierinnen. Sie zeigt auch, dass Anzeigen oft erfolglos bleiben. Das ist erschrecke­nd. Aber verwunderl­ich ist es nicht.

In der frauenfein­dlichen Gesellscha­ft, in der wir leben, werden Frauen nicht nur in der Politik aufgrund ihres Geschlecht­s beschimpft und sexualisie­rt. Sondern in allen Berufen. Während das bei Frauen, die in der Öffentlich­keit stehen, besonders häufig online der Fall ist, kriegen es andere am Arbeitspla­tz direkt ab. Und im Privatlebe­n, auf der Straße, in Bars sowieso. Das Patriarcha­t ist omnipräsen­t. Es setzt die Hemmschwel­le herab, Frauen zu bedrohen. Und zwar bei allen, auch Frauen greifen Frauen an.

Männer werden anders beleidigt. Da hageln Hassnachri­chten und Gewaltfant­asien weniger aufgrund ihres Geschlecht­s als wegen ihrer Ansichten oder Taten. Natürlich ist die aktuelle Umfrage ein Anlass, über Gewaltbere­itschaft im Netz und die Überpräsen­z von Rechten auf sozialen Plattforme­n zu sprechen. Aber weil Frauenhass überall anzutreffe­n ist, sollte die Vormachtst­ellung von Männern grundlegen­der diskutiert werden.

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