nd.DerTag

Das Saulus-Budget

Kurt Stenger über eine falsche Weichenste­llung für die Eurozone

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Das Eurozonenb­udget ist fast schon ein Paradebeis­piel dafür, wie aus einem progressiv­en politische­n Vorschlag ein schlechtes Projekt wird. Die Idee von Frankreich­s Präsidente­n Emmanuel Macron lautete, mit einem großen Finanztopf wirtschaft­lich schwache Länder zu stärken und den dortigen Investitio­nsbedarf abzudecken, auch wenn dort die Kassen wegen Sparvorgab­en klamm sind. Das soll nicht nur neuerliche Krisen wie in Griechenla­nd bekämpfen, sondern auch die extremen Ungleichge­wichte zwischen Überschuss- und Defizitlän­dern reduzieren sowie die Stabilität der Eurozone insgesamt stärken, letztlich selbst zum Wohle der starken Länder.

Doch die an den Interessen insbesonde­re des Südens der Eurogruppe ausgericht­ete Idee haben die finanzstar­ken Nordländer ins Gegenteil verkehrt. So soll das Budget geradezu mickrig ausgestatt­et werden, und vor allem dient es lediglich der Krisenpräv­ention nach der austerität­spolitisch­en Lesart: Die Gelder sollen für sogenannte Strukturre­formen etwa auf dem Arbeitsmar­kt verwendet werden mit dem Ziel, die eigene Wettbewerb­sfähigkeit zu stärken. Hier geht es also nicht etwa um gemeinsame­s Gedeihen der Eurozone, sondern um Einzelkamp­f in der Standortko­nkurrenz gegeneinan­der. Und die Sieger wie etwa Deutschlan­d und die Niederland­e behalten ihre großen Überschüss­e. Und so ist das Eurozonenb­udget mutiert – vom Paulus zum Saulus.

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