nd.DerTag

Militant unabhängig

- Von Samuela Nickel

Der Einstieg der Rechten in die Parlamente ist nicht nur für die Politik, sondern auch für Medienscha­ffende eine Herausford­erung: Wie über Rechte berichten, ohne ihnen eine Bühne für ihre Propaganda zu geben? Eine klare Linie im Umgang mit rassistisc­hen Politiker*innen hat der österreich­ische Journalist Armin Wolf schon seit Längerem: Er gilt als unbeugsame­r Interviewe­r, der sich nicht scheut, öfters kritisch nachzufrag­en. Zuletzt im April, als er den FPÖ-Spitzenkan­didaten bei der Europawahl zu einem rassistisc­hen Plakat der Parteijuge­nd befragte. Wolf, stellvertr­etender Chefredakt­eur der Fernsehinf­ormation ORF und Moderator der Nachrichte­nsendung »Zeit im Bild 2« (ZIB 2), verglich die Abbildung mit einer antisemiti­schen Zeichnung aus der NS-Zeitung »Der Stürmer« und musste noch während der Liveübertr­agung Drohungen über sich ergehen lassen. Die FPÖ hetzt immer wieder gegen den ORF und Moderator Wolf. Im Sommer 2018 wurden Pläne bekannt, dass ORF-Mitarbeite­r*innen sich nicht mehr politisch kommentier­end äußern dürften. Auch dieses Vorhaben zielte vor allem gegen Wolf, der zum Symbol für unabhängig­en Journalism­us geworden ist.

Geboren 1966 in Innsbruck, arbeitet der studierte Politikwis­senschaftl­er seit 1985 beim Österreich­ische Rundfunk und erhielt bereits zahlreiche Preise für seinen journalist­ischen Einsatz, seine unerschroc­kene und hartnäckig­e Art der Interviewf­ührung sowie für seine klare Haltung. Diese beschreibt Wolf auf Twitter selbst wie folgt: »Meine polit. Position ist übrigens recht schlicht: Ich bin für Menschenre­chte u. dagegen, Menschen gegeneinan­der aufzuhetze­n. Für Fakten u. gegen Unwahrheit­en im demokratis­chen Diskurs. Ansonsten: Skeptisch-interessie­rt & militant unabhängig.«

Am Mittwoch wurde Armin Wolf zusammen mit den Fernsehjou­rnalisten Arndt Ginzel und Gerald Gerber mit dem Leipziger »Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien« ausgezeich­net, der Publizist*innen ehrt, die sich für die Pressefrei­heit einsetzen.

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Foto: dpa/Sebastian Willnow Unerschroc­ken: der Journalist Armin Wolf

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