Menschenwürde, kein leeres Wort
Zu »Die DDR zwischen Diktatur und Unrechtsstaat«, 9.10., S. 5; dasND.de/1126835
Mag ja sein, dass mancher unter der Diktatur im Unrechtsstaat DDR sehr gelitten hat. Ich leide eher im freiheitlich demokratischen und christlichen Staat BRD: Beteiligung an militärischen und Wirtschaftskriegen, massenhaft Kriegstote und abgesoffene Flüchtlinge, NATO-Drang nach Osten, steigende Armut besonders unter Kindern und Alten, reicher werdenden Reiche und zahlreicher werdende Arme, wachsende Wohnungsnot – das ist nicht das, was ich unter einem Rechtsstaat verstehe. Die Demokratie, in der größte Teile der Bevölkerung keinen Krieg wollen und trotzdem die imperialistischen Interessen in aller Welt zu verteidigen sind, ist für mich nur eine behauptete.
K. W. Förster, per E-Mail
»Die DDR ist kein Rechtsstaat gewesen, sie war eine Diktatur«, wird Bodo Ramelow zitiert. Ich empfehle ihm, unbedingt das Buch »Die große Freiheit ist es nicht geworden« von Matthias Krauß zu lesen. Erhard Römer, Berlin
Auch wenn Politiker die DDR heute immer noch verteufeln: Menschenwürde war hier kein leeres Wort. Alle Bemühungen waren auf den Erhalt des Friedens und auf soziale Sicherheit für alle seine Bürger gerichtet. Was will man eigentlich mehr? Zu den größten Leistungen der DDR zähle ich die Entwicklung von Kultur und Bildung für alle Bevölkerungsschichten. Gleichberechtigter Zugang in alle Bildungsbereiche ohne Abhängigkeit vom elterlichen Geldbeutel ist keine Selbstverständlichkeit. Dieses hat auch mit dem Freiheitsbegriff zu tun. Frei urteilen und richtige Entscheidungen fällen kann nur, wer über ein vielseitiges, fundiertes Wissen verfügt. Je länger ich in diesem kapitalistischen System lebe, umso bewusster wird mir, welch großes Glück ich hatte, 40 Jahre in einer anderen, einer sozialistischen Gesellschaft gelebt zu haben, auch wenn diese erst im Aufbau war. Horst Neumann, Bad Kleinen
Dass die DDR ein »Unrechtsstaat« gewesen ist wie das »Dritte Reich«, dem würde ich auch nicht zustimmen. (Obwohl eine EU-Resolution zur »Bedeutung des europäischen Geschichtsbewusstseins für die Zukunft Europas« genau das zum Inhalt hat). Dass es politisches Unrecht gab, ist nicht abzustreiten, siehe die Behandlung der Zeugen Jehovas (»Auf Abstand gegen alle irdische Macht«, 9.10., S. 13). Wie sah es aber in der alten BRD und in Westberlin aus? Die Mitglieder der KPD, die schon im Faschismus gelitten hatten, wurden später teilweise von einstigen Nazi-Richtern zu Gefängnisstrafen und Aberkennung von Renten verurteilt. Gerade wurde über einen »Ratschlag« der Initiative gegen die Berufsverbote berichtet. In einigen Bundesländern bewegt sich etwas, aber in Berlin passiert in der rot-rot-grünen Koalition nichts – keine Rehabilitierung der Opfer und ihrer Familien, von Entschädigung ganz zu schweigen. Das sind nur zwei Beispiele aus unserem Land, es gibt viele mehr. Brigitte Apel, Berlin
Welcher Rechtsstaat befreit die Bürger eines Unrechtsstaates, um sie 30 Jahre lang zu bestrafen? Und dann sollen sie das auch noch feiern? Ich fordere von der Regierung die Anerkennung der Menschen aus dem Osten Deutschlands als gleiche Bürger der BRD, was uns bisher noch vorenthalten wird. Wer begeht hier nun Unrecht? Siegfried Heinrich, per E-Mail
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