Wieder Weltklasse
Serge Gnabry überzeugt beim 2:2 gegen Argentinien
Dortmund. Ein schlechtes Gespür wurde Serge Gnabry am Mittwochabend nur einmal unterstellt. Und das auch noch zu Unrecht. Vor dem Anpfiff bei der Gedenkminute anlässlich des Anschlags in Halle hatte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen können, was einige in sozialen Medien kritisierten. Dabei hatte Gnabry nicht die Opfer ausgelacht, sondern einen Zuschauer, der während der Schweigeminute die deutsche Nationalhymne anstimmte. Nur Sekunden später wurde er von einem anderen Fan mit einem lauten »Halt die Fresse« in die Schranken gewiesen. Das fand der Rest des Stadions passend – und Gnabry offensichtlich auch.
Danach zeigte Gnabry beim 2:2 (2:0) im Freundschaftsspiel gegen Argentinien, womit er schon seit Wochen überzeugt. Sein technisch anspruchsvolles Führungstor war brillant, seine Vorlage zum 2:0 von Kai Havertz millimetergenau. So geriet Bundestrainer Joachim Löw ins Schwärmen, und Teamkollege Joshua Kimmich attestierte Gnabry »absolute Weltklasse«. »Er ist ein wahnsinniges Tempo gegangen, hat unglaubliche Wege gemacht, ist überall aufgetaucht und war ständig brandgefährlich«, sagte der Bundestrainer. »Er hat die ganze Abwehr der Argentinier verunsichert.«
Höhepunkt seines starken Auftritts in Dortmund war Gnabrys Treffer zum 1:0, als er mit seiner Ballmitnahme drei Gegenspieler vernaschte und mit dem Außenrist sein zehntes Tor im elften Länderspiel erzielte. Seit der Wiedervereinigung hat kein Nationalspieler schneller zweistellig im DFBTrikot getroffen. »Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so zielstrebig ist Richtung Tor«, stellte Kimmich fest. Gnabry habe immer ein sehr gutes Gespür dafür, was die Mannschaft gerade braucht und einen sehr guten Abschluss.
Von Löw hat der Stürmer längst eine Einsatzgarantie bekommen. Wie wichtig er inzwischen für das Nationalteam ist, zeigte auch seine Auswechslung in der 72. Minute. Er sollte fürs EM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Estland geschont werden. Erst danach fiel Argentiniens Ausgleich.