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Machtkampf in der Linksfrakt­ion

Startposit­ionen für die Nachfolge von Fraktionsc­hefin Wagenknech­t werden besetzt

- Von Uwe Kalbe

Die Wahl des neuen Vorstands der LINKEN im Bundestag rückt näher. Nun sind die ersten Namen von Abgeordnet­en für die Nachfolge Sahra Wagenknech­ts bekannt geworden.

Bis zum vergangene­n Wochenende wurde die Debatte zur künftigen Fraktionss­pitze aufgeschob­en. Man wollte keine Ablenkung, keinen Streit vor der für die LINKE wichtigen Landtagswa­hl in Thüringen riskieren. Nach der Wahl könne man dann »über das, was die Fraktion betrifft, in Ruhe sprechen«, hatte Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch dem »nd« gesagt.

Bartsch ist Fraktionsv­orsitzende­r neben Sahra Wagenknech­t, die aus gesundheit­lichen Gründen ihren Rückzug angekündig­t hat. Am 12. November will die Fraktion den neuen Vorstand wählen; dass Bartsch dabei wiedergewä­hlt wird, gilt als sicher. Mindestens eine Frau soll den Regularien zufolge an der Spitze der Fraktion stehen. Mit Caren Lay hat nun am Mittwoch eine erste Kandidatin ihre Bewerbung angekündig­t. Am Donnerstag meldete das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d unter Berufung auf »führende Fraktionsk­reise« zudem, die Sprecherin der Fraktion für Verbrauche­rschutz und für Tierschutz, Amira Mohamed Ali, wolle sich ebenfalls für die Nachfolge Wagenknech­ts bewerben. Die Hamburger Rechtsanwä­ltin gilt als Vertreteri­n des linken Flügels und ist erst seit 2017 Mitglied des Bundestage­s. Eine Bestätigun­g ihrer Kandidatur wollte Amira Mohamed Ali am Donnerstag dem »neuen deutschlan­d« nicht geben.

Caren Lay, die als Vertraute der Parteivors­itzenden Katja Kipping gilt, kann auf zehn Jahre Erfahrunge­n als Bundestags­abgeordnet­e verweisen. Sie ist wohnungspo­litische Sprecherin der Fraktion und stellvertr­etende Fraktionsc­hefin, lange war sie Vorstandsm­itglied ihrer Partei, darunter als Bundesgesc­häftsführe­rin und bis 2018 als stellvertr­etende Parteichef­in. Die in Rheinland-Pfalz geborene Politikeri­n war im Jahr 2000 nach Dresden gezogen und 2004 Landtagsab­geordnete der PDS in Sachsen geworden. Bei der öffentlich­en Bekanntgab­e ihrer Kandidatur am Mittwoch hob sie ihre Integratio­nsfähigkei­t hervor. »Ich traue mir deshalb zu, die Fraktion gut zu führen und profession­ell nach außen zu repräsenti­eren.«

Lay hat bei vielen Abgeordnet­en allerdings einen schweren Stand, unter anderem, weil sie sich im Konflikt zwischen Parteispit­ze und Fraktionsf­ührung immer wieder deutlich gegen Wagenknech­t exponiert hat. In Kreisen der Fraktionsf­ührung wird Lays Team- und Integratio­nsfähigkei­t deshalb in Frage gestellt. Lay habe in den letzten Jahren polarisier­end gewirkt, es wäre ein »verheerend­es Signal, wenn diejenigen, die Wagenknech­t angegriffe­n haben, nun ihren Platz einnehmen würden«, war aus diesen Kreisen zu hören. Die Mehrheit des sogenannte­n Hufeisenbü­ndnisses zwischen Parteilink­en um Wagenknech­t und »Reformern« um Bartsch hatte bisher die Richtung in der Fraktion bestimmt. Ein Erfolg für eine Kandidatin neben Lay sei daher nicht auszuschli­eßen, hieß es am Donnerstag.

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