nd.DerTag

Klappe vom rechten Auge nehmen

Jana Frielingha­us über den Neun-Punkte-Plan der Regierung gegen »Hass«

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Es wäre ein Anfang, wenn alles ernst gemeint wäre, was im nur dreiseitig­en Neun-Punkte-Plan der Bundesregi­erung angekündig­t wird. Viele der aufgeliste­ten Aktivitäte­n sind allerdings schon vor Monaten versproche­n worden. So hatte Bundesinne­nminister Seehofer bereits im Juni erklärt, Polizei und Verfassung­sschutz würden für den Kampf gegen rechts personell aufgestock­t und besser vernetzt. Da war der Kasseler Regierungs­präsident Walter Lübcke gerade aus nächster Nähe von einem Neonazi erschossen worden – den der hessische Verfassung­sschutz nicht mehr »auf dem Radar hatte«.

Vieles von dem, was die Regierung jetzt »unterstütz­en« und an Gesetzesän­derungen einleiten will, wäre nicht nötig, hätten die zuständige­n Behörden bei rechter Gewalt nicht konsequent weggeschau­t und wären nicht etliche der dort Beschäftig­ten selbst mehr als anfällig für rechtes Gedankengu­t. Der Wechsel an der Spitze des Inlandsgeh­eimdienste­s von Hans-Georg Maaßen zu Thomas Haldenwang allein wird an der allzu engen Kollaborat­ion seiner Untergeben­en mit neofaschis­tischen Mördern nichts ändern.

Geradezu peinlich wird es, wenn der schlichte Verzicht auf Fördermitt­elkürzunge­n bei Initiative­n gegen Rassismus und Antisemiti­smus für gerade mal drei Jahre als Teil des Plans verkauft wird. Gewonnen wäre hier erst etwas, wenn solche Projekte unbefriste­t vom Bund finanziert würden.

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