Hausärzte entlasten Notaufnahmen
Die Kassenärztliche Vereinigung Berlin eröffnet dritte Notdienstpraxis im Klinikum Friedrichshain
In die Rettungsstelle des Vivantes Klinikum Friedrichshain integriert die Kassenärztliche Vereinigung eine Notdienstpraxis, in welcher niedergelassene Ärzt*innen im Bereitschaftsdienst arbeiten.
Die Rettungsstelle des Vivantes Klinikum in Friedrichshain ist die größte in Berlin – und vor allem dann überlastet, wenn die Arztpraxen geschlossen haben und sich die Menschen mit verschiedensten Beschwerden auf den Weg in die Notaufnahme machen. Um dem zu begegnen, eröffnet die Kassenärztliche Vereinigung (KV) eine neue Notdienststelle direkt im Bereich der Notaufnahme des Klinikums.
»Wir wollen die Versorgung von Patient*innen in den sprechstundenfreien Zeiten verbessern und erweitern«, sagt Burkhard Ruppert, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin. Seit dem 20. September öffnet die Notdienstpraxis in Friedrichshain Freitagnachmittags und am Wochenende. »Wir können mit unserer KV-Notdienstpraxis das Rettungspersonal entlasten, so dass dieses sich auf die schweren Notfälle konzentrieren kann«, so Ruppert.
Patient*innen, die nun die Notaufnahme des Krankenhauses aufsuchen, werden direkt vor Ort entweder zu den Ärzt*innen der Rettungsstelle oder in die Notdienstpraxis geschickt und können dann angemessen behandelt werden. In der Notdienstpraxis arbeiten niedergelassene Ärzt*innen im Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung und können dort ambulant versorgen. Einer von ihnen ist Heiko Zürcher, er berichtet von seinen bisherigen Erfahrungen in der Notdienstpraxis: »Ich finde das Konzept gut und habe gerne hier gearbeitet«, sagt er.
Einfachere Fälle, wie zum Beispiel Menschen, die Medikamente brauchen oder mit Asthma-Beschwerden oder einfachen grippalen Infekten, würden ins Klinikum fahren, wenn keine Arztpraxis offen ist. In der KVNotdienstpraxis könne die gesamte »Spannbreite der hausärztlichen Medizin« abgedeckt werden, heißt es. »Nur Krankmeldungen können wir nicht ausstellen«, sagt Zürcher. Dafür können die Ärzt*innen aber auf Ressourcen des Klinikums zugreifen, also beispielsweise Röntgenbilder erstellen oder Laboruntersuchungen und Ultraschall durchführen.
Auch Philipp Kellner, Chefarzt der Rettungsstelle des Klinikums Friedrichshain, begrüßt die Entwicklung. »Wir behandeln über 75 000 Patienten im Jahr bei uns in der Notaufnahme«, so Kellner, »und da ist natürlich ein ganz erheblicher Teil an Patienten dabei, die nicht unter den Begriff Notfall-, sondern eher Akutmedizin fallen.« Bisher würden etwa 20 bis 25 Prozent der Patient*innen in der Notaufnahme von den Kassenärzt*innen behandelt, aber das lasse sich noch steigern. Burkhard Ruppert von der Kassenärztlichen Vereinigung berichtet aus der Kindernotdienstversorgung der Charité, wo bis zu 70 Prozent der Patient*innen von ihnen behandelt werden.
Noch bevor Menschen in die Rettungsstellen gehen, gebe es allerdings noch die Möglichkeit einer medizinischen Ersteinschätzung via Telefon. »Ich kann Sie nur bitten, rufen Sie bei der 116 oder 117 an«, sagt Ruppert. Diese Nummern wurden von der KV Berlin geschaltet, um Patient*innen zu beraten. Sollte das standardisierte Ersteinschätzungsverfahren keine Klärung herbeiführen können, gebe es noch Beratungsärzt*innen, die am Telefon hinzugezogen werden können, sagt Ruppert. Bisher seien durch die Hotline Patient*innen oft so gut beraten worden, dass sie keine weitere Versorgung benötigten.
Die KV-Notdienstpraxis im Klinikum Friedrichshain ist die dritte dieser Art in Berlin. Bereits zum 1. November öffnet die vierte im DRK Krankenhaus Westend, so Ruppert. Hinzu kommen sollen außerdem eine weitere Praxis im Vivantes Klinikum Neukölln und eine sechste Praxis im Steglitzer Universitätsklinikum Benjamin Franklin der Charité. Wenn die Verhandlungen erfolgreich sind, sollen diese bis Mitte 2020 eröffnen.