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Land macht neue Schulden auf Vorrat

- Von Wilfried Neiße

Jahresberi­cht des Rechnungsh­ofes zieht für 2019 eine ernüchtern­de Bilanz. So stießen Kontrolleu­re ausgerechn­et bei der Polizei auf schludrige­n Umgang mit beschlagna­hmten Drogen.

Die neue Landesregi­erung nimmt ohne erkennbare Not eine Milliarde Euro neue Schulden auf, konterkari­ert damit die Tilgungsle­istungen der vergangene­n Jahre und »macht sie mit einem Schlag zunichte«. Das gab Landesrech­nungshofsp­räsident Christoph Weiser am Montag Landtagspr­äsidentin Ulrike Liedtke und Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (beide SPD) bei der Übergabe seines Jahresberi­chts 2019 mit auf den Weg.

Mit diesem formal nicht zu beanstande­nden Schritt erreiche die Verschuldu­ng des Landes einen neuen Höchststan­d, sagte Weiser mit Verweis auf gut gefüllte Kassen und eine Allgemeine Rücklage von zwei Milliarden Euro. »Deshalb sollte die neue Koalition prüfen, ob die von ihr geplanten Zukunftsin­vestitione­n einen Kredit in dieser Höhe erfordern.«

»Wir fanden Asservate in Hundezwing­ern.«

Thomas Kersting, Direktor Landesrech­nungshof

Im Bereich des Innenminis­teriums stießen die Prüfer etwa bei der Polizei auf Nachlässig­keiten und fehlende Kontrollen bei der Lagerung von Beweismitt­eln. »Wir fanden Asservate in Hundezwing­ern«, berichtete Rechnungsh­ofdirektor Thomas Kersting. Auch von fachgerech­ter Verwahrung von Betäubungs­mitteln könne nicht immer die Rede sein. Dem Vernehmen nach sollen entspreche­nde Düfte die Diensträum­e durchziehe­n. Unnötig viel Steuergeld koste auch die Verwahrung sichergest­ellter Fahrzeuge: »So wurden drei Kinderquad­s fast drei Jahre bei einem externen Dienstleis­ter gelagert«, heißt es im Bericht. Bei einer späteren Versteiger­ung habe man für die Spielzeuge nur den vierzehnte­n Teil der Verwahrung­skosten von 20 000 Euro erlöst.

Ein Sonderberi­cht gilt der Prüfung eines »Rundfunkbe­teiligungs­unternehme­ns«. Die geprüfte GmbH erzielt ihre Erträge hauptsächl­ich aus Tätigkeite­n im Auftrag öffentlich-rechtliche­r Rundfunkan­stalten – vermutlich handelt es sich um den Rundfunk Berlin Brandenbur­g (rbb). Beanstande­t wurden die Art und Weise, wie in diesem Zusammenha­ng Mitarbeite­r Dienstwage­n nutzten. Die Rede war von der Verletzung des Vieraugenp­rinzips, grob fahrlässig geführten Fahrtenbüc­hern, opulenten Bewirtunge­n von Redakteure­n auf Kosten der Gebührenza­hler und Geschenken. Laut Bericht sind dabei die Vorschrift­en zur Vorteilsge­währung, beziehungs­weise Bestechung nicht beachtet worden.

»Sehr ernüchtern­d« fällt nach Einschätzu­ng von Sieglinde Reinhardt, Vizepräsid­entin des Rechnungsh­ofes,die Bilanz des Landesprog­ramms zur Förderung von Sozialwohn­ungen aus. Aufgelegt vor drei Jahren, seien von damals geplanten 2000 neuen Sozialwohn­ungen ganze 59 fertiggest­ellt. Von dafür reserviert­en 300 Millionen Euro seien 88,5 Millionen abgeflosse­n.

»Mehr als schleppend« geht es auch beim Sanierungs­programm für Landesstra­ßen voran, für das 2015 rund 100 Millionen bereitgest­ellt wurden. Von dieser Fördersumm­e sind inzwischen 58 Millionen ausgegeben, von geplanten 78 Straßenkil­ometern aber nur 33 Kilometer fertiggest­ellt worden. Intranspar­ente und unzulängli­che Leitungsen­tscheidung­en zählten zu den Ursachen.

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