nd.DerTag

Christdemo­kraten am Abgrund

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In den Reihen der CDU Sachsen-Anhalt ist ein Funktionär aktiv, der offenbar in der Neonazisze­ne verkehrte. Die öffentlich­en Distanzier­ungen des Kreispolit­ikers Robert Möritz wirken nicht glaubwürdi­g, er machte noch bis vor Kurzem in sozialen Netzwerken mittels szeneinter­ner Anspielung­en aus seiner Gesinnung keinen Hehl. Dank antifaschi­stischer Recherchen wurde der Fall bekannt. Anstatt nun klare Kante gegen rechts zu zeigen, stellte sich jedoch nicht nur der zuständige CDU-Kreisverba­nd hinter Möritz, sondern auch der Landesgene­ralsekretä­r Sven Schulze. Nach Kritik der mitregiere­nden Grünen drohte dieser gar mit der Aufkündigu­ng der Kenia-Koalition.

Man mag das Agieren der Landes-CDU als geschichts­vergessen, naiv oder opportunis­tisch bezeichnen. Die Handhabung des Kreispolit­ikers muss dabei aber im breiteren Kontext betrachtet werden. In Sachsen-Anhalt haben zuletzt Teile der Christdemo­kraten immer offensiver eine Öffnung nach Rechtsauße­n eingeforde­rt. Auch in anderen Bundesländ­ern hat es ähnliche Vorstöße gegeben. Während dort aber auch konservati­ve Lokalpolit­iker gegen die Dammbrüche opponierte­n, zeigt sich die sachsen-anhaltinis­che CDU bisher recht geschlosse­n in der Verteidigu­ng von Möritz. Die Union muss sich endlich entscheide­n, ob sie den antifaschi­stischen Grundkonse­ns mit den anderen demokratis­chen Parteien teilt – oder Steigbügel­halter der Faschisten sein will.

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