nd.DerTag

Gleichbere­chtigung für alle

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Knapp 100 Jahre – so lange wird es dauern, bis weltweit Gleichbere­chtigung herrscht, das zeigt eine Studie des Weltwirtsc­haftsforum­s (WEF). Am Arbeitspla­tz werden es sogar noch 257 Jahre sein, heißt es in dem am Dienstag veröffentl­ichten »Global Gender Gap Report«. Dass Deutschlan­d mit Platz zehn in dem diesjährig­en Bericht wieder relativ gut abschneide­t, liegt auch daran, dass mit Angela Merkel eine Frau das wichtigste politische Amt innehat. Denn neben Zugang zu Bildung und Gesundheit misst das WEF Gleichbere­chtigung vor allem am Frauenante­il bei Parlaments­sitzen und Ministerin­nenposten sowie in Führungspo­sitionen und Spitzenämt­ern. Dass der zumindest in der Politik langsam ansteigt, ist zu begrüßen.

Aber: Dass viele Frauen gleichzeit­ig stärker von (Alters)-Armut betroffen sind als Männer, zeigt: Der Neoliberal­ismus hat die berechtigt­e feministis­che Kritik am »Familiener­nährermode­ll« für seine eigenen Zwecke umgedeutet. So wurden nicht nur traditione­lle Lebens-, sondern mit der Globalisie­rung auch Arbeitswei­sen entgrenzt. Neoliberal­e Institutio­nen wie das WEF propagiere­n heute den »Sturm auf die Führungset­agen« und nehmen in Kauf, dass mühselige und gering bezahlte Arbeit auf arme, weniger privilegie­rte Frauen, etwa Migrantinn­en, abgewälzt wird. Für die nächsten – hoffentlic­h nicht 100 Jahre – brauchen wir eine Gleichbere­chtigung, die alle einschließ­t!

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