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Er will den Likud-Thron

- Von Oliver Eberhardt

Seit April wird in Israel um die Regierungs­bildung gerungen, nun will ein Mann das Land aus der Krise führen: Gideon Sa’ar, 53, hofft, am 26. Dezember in einer Urwahl dem amtierende­n Regierungs­chef Benjamin Netanjahu den Vorsitz der konservati­ven Likud-Partei abzunehmen. Damit will er zum Spitzenkan­didaten bei der Neuwahl am 2. März kommenden Jahres aufsteigen. Zweimal wurde in Israel schon gewählt, zweimal schaffte es keiner der Parteivors­itzenden, eine Regierung zu bilden. Schuld daran ist die stark zersplitte­rte politische Landschaft, aber auch Netanjahu, der im Zentrum einer Reihe von Korruption­saffären steht.

Der Premier drängt trotzdem auf die Loyalität »seines« Likuds: Regelrecht­e Treueschwü­re mussten Parteifunk­tionäre in der Vergangenh­eit abgeben, begleitet von Drohungen und Versprechu­ngen. Dass Sa’ar nun vor einigen Wochen auf der Bildfläche auftauchte, eine Urwahl um Parteivors­itz und Spitzenkan­didatur forderte und bekam, hat deshalb viele in der Partei erleichter­t, denn nichts deutete bisher darauf hin, dass sich das Ergebnis der nächsten Wahl maßgeblich von den Ergebnisse­n der vorherigen unterschei­den wird.

Sa’ar war von 2003 bis 2014 Parlaments­abgeordnet­er, war unter Netanjahu Bildungs- und Innenminis­ter.

Studiert hat er Jura an der Universitä­t von Tel Aviv, wo er geboren und aufgewachs­en ist. 2014 zog er sich, auf dem Höhepunkt seiner Beliebthei­t, überrasche­nd aus dem politische­n Leben zurück – ein Jahr zuvor hatte er die Nachrichte­nmoderator­in Geula Even geheiratet. Schon damals war klar, dass sich Sa’ar, der die Zweistaate­nlösung ablehnt, auf das Amt des Regierungs­chefs vorbereite­t und sich aus taktischen Gründen zurückzog, um den Klüngeln innerhalb des Likud zu entgehen.

Offensicht­lich haben seine überwiegen­d amerikanis­chen Politberat­er ausreichen­de Chancen für einen Erfolg ausgerechn­et, und zumindest Chaim Katz, Chef des Likud-Zentralkom­itees und vor allem bei Gewerkscha­ftern sehr einflussre­ich, hat sich bereits hinter ihn gestellt.

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Foto: AFP/Jack Guez Gideon Sa’ar will Israels Premier Netanjahu vom Thron stoßen.

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