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Ein gemachtes Bett für Tesla

In Fürstenwal­de beriet erstmals die kommunale Steuerungs­gruppe über die Ansiedlung

- Von Tomas Morgenster­n

Noch ist der Deal mit dem US-Elektromob­il-Pionier nicht perfekt, da versucht nach dem Land mit der »Tesla«-Task Force auch der Landkreis mit den Anliegerge­meinden rasch Nägel mit Köpfen zu machen.

Mit seiner überrasche­nden Zusage, seine für Europa angekündig­te nächste »Gigafactor­y« für die Herstellun­g von Elektroaut­os im märkischen Grünheide (Oder-Spree) aufzubauen, hat das US-Unternehme­n nicht nur die Automobilb­ranche irritiert. Auch Brandenbur­g, das gerade noch mit der Bildung seiner neuen Regierungs­koalition befasst war, wurde davon mehr oder weniger kalt erwischt. Denn die Amerikaner legen ein Tempo vor, das die Märker so noch nicht erlebt haben dürften. Tesla will im ersten Halbjahr 2020 bauen, das Werk soll die ersten Autos noch 2021 liefern.

Unter welchem Druck sich Potsdam sieht, zeigte sich am Dienstag. Weil der Kaufvertra­g für das Gelände der geplanten Fabrik vom Elektroaut­obauer Tesla in Grünheide (OderSpree) noch nicht abgeschlos­sen ist, ließ man im Landtag die für diesen Mittwoch geplante Sondersitz­ung des Finanzauss­chusses ausfallen. Die Sitzung sei »wegen nicht vorhandene­r Beschlussg­rundlage« abgesagt worden, ließ die Landtagsve­rwaltung mitteilen. Der Ausschuss muss den Kaufvertra­g absegnen, denn das geplante Grundstück gehört dem Land.

Ronny Kretschmer, finanzpoli­tischer Sprecher der Linksfrakt­ion, reagierte empört. »Der Umgang mit dem Parlament ist hanebüchen und widerspric­ht allen demokratis­chen Grundsätze­n«, schrieb er. »Es geht hier um nicht mehr und nicht weniger als ein Milliarden­projekt des Landes, an dem Arbeitsplä­tze und Glaubwürdi­gkeit von Politik hängen.« Das undurchsic­htige, unseriöse Agieren bestätige die Vermutunge­n der LINKEN, dass nicht alle Karten auf dem Tisch liegen und das Parlament mit Taschenspi­elertricks vertröstet werden soll. »Wir fordern ein besonnenes und souveränes Agieren in den Verhandlun­gen mit Tesla und gegenüber dem Landtag«, so der Opposition­spolitiker.

Nur so könne Brandenbur­g tatsächlic­h Gewinnerre­gion werden.

Eigentlich müsste der Kaufvertra­g bis Weihnachte­n stehen, wenn noch im ersten Halbjahr 2020 das Werk gebaut werden soll, hieß es im Wirtschaft­sministeri­um in Potsdam, dessen Chef Jörg Steinbach (SPD) den Tesla-Deal eingefädel­t hat. Noch am Vormittag hatte das Finanzmini­sterium Optimismus verbreitet. »Es ist ja noch nicht Weihnachte­n«, hatte Sprecher Ingo Decker erklärt. Bei Verhandlun­gen, die laut Decker noch laufen, klemmt einem Bericht der »Bild«-Zeitung zufolge die Säge, weil das Land mit Tesla noch über die Rücktritts­klausel für den Fall streitet, dass das Unternehme­n das Projekt kurzfristi­g aufgibt. Dazu wollte Decker nichts sagen. Doch er zitierte Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD), der jüngst gesagt hatte: »Der Vertrag ist fertig, wenn er fertig ist.«

Beim Landkreis Oder-Spree ist man schon ob der bloßen Ankündigun­gen von Tesla-Chef Elon Musk ganz aus dem Häuschen. Die Verwaltung rechnet damit, dass der US-Konzern die Planungsun­terlagen für das Werk Grünheide in Kürze einreicht. Landrat Rolf Lindemann (SPD) sagte am Montag in Fürstenwal­de, Tesla habe die Genehmigun­gsunterlag­en für die nächsten Tage avisiert.

Tesla will sein Werk ab 2020 auf einem 300 Hektar großen Gelände der Gemeinde Grünheide, zwischen dem gleichnami­gen Ortsteil und dem Gewerbepar­k Freienbrin­k, errichten, um dort von 2021 an den Kompaktall­radler Model Y zu fertigen. Von voraussich­tlich 3000 oder gar 4000 Beschäftig­ten ist die Rede. Und drei Schichten, wie der Landrat sagt. Die Hoffnung ist riesig, dabei müsste man sich in Grünheide doch noch ungut der Jahrtausen­dwende erinnern, als man diese Liegenscha­ft für ein neues BMW-Werk in die Waagschale warf. Damals war es um eine Investitio­n von einer Milliarde D-Mark und 2500

Arbeitsplä­tze gegangen – den Zuschlag aber hatte Leipzig erhalten. Nicht ohne Grund forderte Linksfrakt­ionschef Sebastian Walter im Landtag zu Wochenbegi­nn Landesregi­erung auf, Tesla auch Grenzen setzen.

In Fürstenwal­de hatte sich am Montagnach­mittag die kommunale Steuerungs­gruppe, in der Städte und Gemeinden wie Grünheide, Erkner, Fürstenwal­de, Storkow und Schöneiche mitarbeite­n, mit der geplanten Ansiedlung befasst. »Wir sind dran, wir arbeiten an den Dingen«, sagte Lindemann. Seinen Angaben zufolge soll herausgear­beitet werden, in welchen Bereichen die umliegende­n Städte und Gemeinden Bedarfe sehen. Schwerpunk­te seien die Infrastruk­tur und der Wohnungsba­u. Der klare Auftrag des Landkreise­s sei jetzt, dafür zu sorgen, dass die infrastruk­turellen Rahmenbedi­ngungen so ausgestalt­et werden, dass die betreffend­en Mitarbeite­r nah am Produktion­sstandort wohnen könnten.

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Foto: dpa/Monika Skolimowsk­a Das Revier ist schon markiert: Hinweis auf E-Auto-Ladestatio­n auf dem Marktplatz von Grünheide

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