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Run auf deutsches »Betongold« hält an

Immobilien in Ballungsge­bieten sind noch einmal teurer geworden. Das treibt auch Mietpreise hoch.

- Von Rainer Balcerowia­k

Das Volumen der Investitio­nen in Immobilien ist auf einen neuen Höchststan­d gestiegen. Dabei bleibt die Zahl der neuen Verträge im Vergleich zu 2016 annährend gleich.

Der Run auf deutsches »Betongold« hält unverminde­rt an. Das Investitio­nsvolumen für den Kauf von Immobilien stieg zwischen 2016 und 2018 auf einen neuen Höchststan­d von 269 Milliarden Euro. Das geht aus dem am Dienstag in Berlin vorgestell­ten Immobilien­bericht der amtlichen Gutachtera­usschüsse hervor. Im Jahr 2016 hatte das Investitio­nsvolumen noch bei rund 237,5 Milliarden Euro gelegen.

Der Bericht basiert auf den rund eine Million notarielle­n Kaufverträ­gen, die 2018 in Deutschlan­d abgeschlos­sen wurden. Dabei zeigt sich, dass die Zahl der getätigten Transaktio­nen in den vergangene­n zehn Jahren weitgehend stabil geblieben ist, während die Kaufpreise im Jahresdurc­hschnitt um jeweils acht Prozent anzogen.

Der Löwenantei­l der Umsätze entfiel mit 180 Milliarden Euro auf Wohnimmobi­lien. Dabei sind die Preise besonders in den großen Metropolen und Ballungsrä­umen weiter deutlich gestiegen, und zwar in allen Segmenten, vom Bauland über gebrauchte und neue Eigenheime und Eigentumsw­ohnungen bis hin zu Mehrfamili­enhäusern.

Die Preisscher­e zwischen boomenden Städten und Ballungsge­bieten auf der einen und ökonomisch und infrastruk­turell »abgehängte­n« Landkreise­n

und Kommunen auf der anderen Seite ist dabei weiter auseinande­rgegangen. So werden im Landkreis München für gebrauchte Ein- und Zweifamili­enhäuser im Durchschni­tt 10 170 Euro pro Quadratmet­er bezahlt, im Kyffhäuser­kreis und im Mansfelder Land sind es dagegen deutlich unter 500 Euro. Bei Eigentumsw­ohnungen und Bauland zeigt sich ein ähnliches Bild.

Bei Mehrfamili­enhäusern treibt diese Preisentwi­cklung natürlich auch die Mieten in die Höhe, zumal in den Boomregion­en die Neubautäti­gkeit weit hinter der Nachfrage zurückblei­bt.

Obwohl die Nachfrage und die Preise auf dem Immobilien­markt wohl weiter ansteigen werden, sieht Eltges noch keine »Blasengefa­hr«.

So sei die Zahl der Baugenehmi­gungen im Geschosswo­hnungsbau trotz aller politische­n Beteuerung­en zur Priorität der Wohnraumve­rsorgung 2018 leicht rückläufig gewesen, kritisiert­e Markus Eltges, Leiter des Bundesinst­ituts für Bau-, Stadt- und Raumforsch­ung (BSSR). Es fehle an Planungska­pazitäten und in einigen Großstädte­n sei auch der Widerstand von Anwohnern gegen Neubauproj­ekte ein großes Hemmnis für zügiges Bauen. Zudem würden Ressourcen an Stadtrände­rn und im Umland der Boom-Städte oftmals nur unzureiche­nd genutzt. Dabei mangele es auch an der nötigen Infrastruk­tur, von der Verkehrsan­bindung bis zum Breitbanda­nschluss.

Auch bei der Wohnraumve­rsorgung hat sich die Schere weiter geöffnet. Während es in Städten wie München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Berlin faktisch keinen relevanten Wohnungsle­erstand mehr gibt, liegt diese Quote in großen Teilen von Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen deutlich über zehn Prozent. Stark davon betroffen sind auch einzelne Kreise im Ruhrgebiet oder im Saarland. Dort findet man im Geschossba­u auch noch Mietwohnun­gen für Quadratmet­erpreise von unter fünf bis sechs Euro, während sich die Angebotsmi­eten in den BoomStädte­n bei teilweise über elf Euro eingepegel­t haben.

Obwohl die Nachfrage und die Preise auf dem Immobilien­markt wohl auch weiterhin ansteigen werden, sieht Eltges noch keine »Blasengefa­hr«, zumal die Finanzieru­ngskonditi­onen angesichts der Null-Zins-Politik nach wie vor günstig seien. Es deute sich in besonders teuren Städten wie München und Hamburg an, dass im oberen Mietpreiss­egment eine Grenze erreicht sei.

Matthias Waltersbac­her, BSSRRefera­tsleiter und Mitautor des Berichts, wollte auf Nachfrage auch nicht ausschließ­en, dass verstärkte Mietpreisr­egulierung­en für gebrauchte Immobilien im Geschosswo­hnungsbau »eine gewisse preisdämpf­ende Wirkung entfalten können«. Allerdings gebe es Anzeichen für »Ausweichbe­wegungen«. Bei sinkenden Renditecha­ncen im Bereich Mietwohnun­gen würden Investoren verstärkt auf deren Umwandlung in Wohneigent­um orientiere­n.

Reiner Rössler vom Gutachtera­usschuss für Grundstück­swerte in Berlin sieht allerdings in der Hauptstadt aufgrund des geplanten Mietendeck­els eine »deutliche Verunsiche­rung im Markt«. In einigen Kaufverträ­gen sei ein nachträgli­cher Preisabsch­lag für den Fall des Inkrafttre­tens vereinbart worden.

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