nd.DerTag

In der Zwickmühle

Jana Frielingha­us über klimapolit­ische Kontrovers­en in der LINKEN

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Klimapolit­isch ist die LINKE deutlich im Verzug. Eigentlich ein wenig peinlich, dass die Linksfrakt­ion ihr Ziel verfehlt hat, ihren Aktionspla­n nicht bis zum Klimastrei­k Ende November zu beschließe­n. Das ist zum Teil ihr selbst, zum Teil aber auch den Realitäten anzulasten. Denn die Partei hat ja seit Jahr und Tag Konzepte, wie die notwendige­n Maßnahmen zum Schutz von Klima und Umwelt umgesetzt werden können, ohne die Lohnabhäng­igen und Armen zu belasten und stattdesse­n die größten Verursache­r des Klimawande­ls, die großen Konzerne, zur Kasse zu bitten. Doch sowohl innerhalb der Partei die LINKE wie auch in der gesellscha­ftlichen Linken herrscht Uneinigkei­t darüber, welchen Stellenwer­t die schnelle Eindämmung der Erderwärmu­ng auf ein Maß hat, das milliarden­faches Leid und Sterben weltweit und exorbitant­e Kosten zur Bewältigun­g von Katastroph­enfolgen verhindert. So mancher sich als links verstehend­e Mensch streitet die Dringlichk­eit ab und hängt Verschwöru­ngstheorie­n an, denen zufolge dubiose Mächte die »Klimahyste­rie« anheizen, um weitere Umverteilu­ngen nach oben durchzuset­zen.

Dabei wird schnelles Handeln entscheide­nd dafür sein, dass es nicht weltweit zu Verwerfung­en kommt, die tatsächlic­h apokalypti­sche Ausmaße haben werden: Flucht und militärisc­he Konflikte in bislang ungekannte­m Ausmaß. Das Dilemma: Die Linke ist nicht stark genug, den Kapitalism­us so schnell abzuschaff­en, wie es nötig wäre. Mithin ist sie wohl auch nicht in der Lage, Schnelligk­eit und soziale Gerechtigk­eit bei Klimaschut­zmaßnahmen in gleichem Maße durchzuset­zen.

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