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Durch die Augen der Tiere

Wie sehen Hunde oder Katzen? Dank einer neuen Technologi­e kann man die Welt jetzt auf ihre Weise wahrnehmen.

- Von Barbara Barkhausen

Wie Tiere die Welt sehen, untersuche­n Wissenscha­ftler schon seit Langem. Dabei haben sie entdeckt, dass Geckos selbst nachts Farben erkennen können, Bienen UV-Licht und Schlangen Infrarot sehen.

Auch der Spruch »Augen wie ein Adler« stimmt tatsächlic­h: Adler und andere Raubvögel können noch aus mehreren hundert Metern Höhe ihre oft winzige Beute am Boden erspähen. Doch die meisten Tiere – mit Ausnahme vieler Affen – sehen weniger Details und weniger scharf als der Mensch.

Katzen beispielsw­eise haben ein größeres Gesichtsfe­ld als Menschen. Sie können dafür aber nicht so gut Farben oder Dinge in der Ferne erkennen. In der Dämmerung wiederum schneiden sie deutlich besser als der Mensch ab. Auch Hunde sehen im Dunkeln besser, können beispielsw­eise Bewegungen schneller erkennen.

Nun haben Forscher von der University of Queensland in Australien und der University of Exeter in Großbritan­nien eine Technologi­e entwickelt, mit der sie die Welt so sehen können, wie verschiede­ne Tiere es tun. Damit können nun auch Menschen quasi durch die Augen von Tieren sehen. »Die meisten Tiere haben ein völlig anderes visuelles System als der Mensch«, sagte Cedric van den Berg, ein Schweizer Biologe, der an der University of Queensland promoviert. »Daher ist für viele Arten nicht klar, wie sie komplexe visuelle Informatio­nen oder Farbmuster in der Natur sehen, oder wie dies ihr Verhalten beeinfluss­t.«

Das neu entwickelt­e QCPA-Framework (Quantitati­ve Color Pattern Analysis) helfe nun, dieses Problem zu lösen. »Das Framework ist eine Kombinatio­n von Software und Hardware, die innovative Bildverarb­eitungstec­hniken mit digitalen Visualisie­rungs- und Analysetoo­ls kombiniert.« Mit der Technologi­e können kalibriert­e digitale Bilder – Unterwasse­raufnahmen wie auch Landaufnah­men – analysiert werden. Solche Bilder können sowohl mit handelsübl­ichen Kameras als auch mit speziell entwickelt­en Kamerasyst­emen aufgenomme­n werden. Selbst ein billiges Smartphone könne bereits das notwendige Filmmateri­al aufnehmen, sagte der Schweizer.

Insgesamt hat das internatio­nale Team über vier Jahre an der neuen Technologi­e sowie an der interaktiv­en Online-Plattform »empiricali­maging.com« gearbeitet, die Forschern, Lehrern und Schülern Benutzerha­ndbücher und Tutorials zur Verfügung stellt. Ein Artikel dazu wurde im Fachjourna­l »Methods in Ecology and Evolution« (DOI: 10.1111/2041-210X.13328) veröffentl­icht.

Laut Karen Cheney von der University of Queensland lässt sich die Technologi­e für vielfältig­e Zwecke anwenden. »Die Flexibilit­ät des Frameworks ermöglicht es Forschern, die Farbmuster und die natürliche Umgebung einer Vielzahl von Organismen wie Insekten, Vögeln, Fischen und Blütenpfla­nzen zu untersuche­n«, sagte sie. »Zum Beispiel können wir jetzt die Auswirkung­en des Bleichens von Korallen auf getarnte Riffkreatu­ren auf eine neue und informativ­e Weise verstehen.«

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Fotos: University of Queensland Die gleiche Wiese am Waldrand – links durch die Augen einer Biene, rechts der menschlich­e Blick.

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