Durch die Augen der Tiere
Wie sehen Hunde oder Katzen? Dank einer neuen Technologie kann man die Welt jetzt auf ihre Weise wahrnehmen.
Wie Tiere die Welt sehen, untersuchen Wissenschaftler schon seit Langem. Dabei haben sie entdeckt, dass Geckos selbst nachts Farben erkennen können, Bienen UV-Licht und Schlangen Infrarot sehen.
Auch der Spruch »Augen wie ein Adler« stimmt tatsächlich: Adler und andere Raubvögel können noch aus mehreren hundert Metern Höhe ihre oft winzige Beute am Boden erspähen. Doch die meisten Tiere – mit Ausnahme vieler Affen – sehen weniger Details und weniger scharf als der Mensch.
Katzen beispielsweise haben ein größeres Gesichtsfeld als Menschen. Sie können dafür aber nicht so gut Farben oder Dinge in der Ferne erkennen. In der Dämmerung wiederum schneiden sie deutlich besser als der Mensch ab. Auch Hunde sehen im Dunkeln besser, können beispielsweise Bewegungen schneller erkennen.
Nun haben Forscher von der University of Queensland in Australien und der University of Exeter in Großbritannien eine Technologie entwickelt, mit der sie die Welt so sehen können, wie verschiedene Tiere es tun. Damit können nun auch Menschen quasi durch die Augen von Tieren sehen. »Die meisten Tiere haben ein völlig anderes visuelles System als der Mensch«, sagte Cedric van den Berg, ein Schweizer Biologe, der an der University of Queensland promoviert. »Daher ist für viele Arten nicht klar, wie sie komplexe visuelle Informationen oder Farbmuster in der Natur sehen, oder wie dies ihr Verhalten beeinflusst.«
Das neu entwickelte QCPA-Framework (Quantitative Color Pattern Analysis) helfe nun, dieses Problem zu lösen. »Das Framework ist eine Kombination von Software und Hardware, die innovative Bildverarbeitungstechniken mit digitalen Visualisierungs- und Analysetools kombiniert.« Mit der Technologie können kalibrierte digitale Bilder – Unterwasseraufnahmen wie auch Landaufnahmen – analysiert werden. Solche Bilder können sowohl mit handelsüblichen Kameras als auch mit speziell entwickelten Kamerasystemen aufgenommen werden. Selbst ein billiges Smartphone könne bereits das notwendige Filmmaterial aufnehmen, sagte der Schweizer.
Insgesamt hat das internationale Team über vier Jahre an der neuen Technologie sowie an der interaktiven Online-Plattform »empiricalimaging.com« gearbeitet, die Forschern, Lehrern und Schülern Benutzerhandbücher und Tutorials zur Verfügung stellt. Ein Artikel dazu wurde im Fachjournal »Methods in Ecology and Evolution« (DOI: 10.1111/2041-210X.13328) veröffentlicht.
Laut Karen Cheney von der University of Queensland lässt sich die Technologie für vielfältige Zwecke anwenden. »Die Flexibilität des Frameworks ermöglicht es Forschern, die Farbmuster und die natürliche Umgebung einer Vielzahl von Organismen wie Insekten, Vögeln, Fischen und Blütenpflanzen zu untersuchen«, sagte sie. »Zum Beispiel können wir jetzt die Auswirkungen des Bleichens von Korallen auf getarnte Riffkreaturen auf eine neue und informative Weise verstehen.«