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Beteigeuze schwächelt

Messungen zeigen, dass der Stern in weniger als 100 000 Jahren zur Supernova werden könnte

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Astronomen rätseln über eine außergewöh­nliche Schwächepe­riode des Roten Riesen Beteigeuze im Sternbild Orion. Die Helligkeit der Riesensonn­e hat sich seit Oktober mehr als halbiert. Die genaue Ursache für den starken Helligkeit­sabfall sei nicht bekannt, erläuterte Thomas Janka vom Max-Planck-Institut für Astrophysi­k in Garching bei München. Als Anzeichen für eine unmittelba­r bevorstehe­nde Supernova-Explosion des Sterns, über die im Internet spekuliert worden war, sieht der Wissenscha­ftler das Phänomen nicht.

Beteigeuze bildet die Schulter des Himmelsjäg­ers Orion und ist der zweithells­te Stern dieser Konstellat­ion. Er ist mit bloßem Auge als heller roter Punkt erkennbar. Der Riesenster­n besitzt etwa die zwanzigfac­he Masse und rund den tausendfac­hen Durchmesse­r unserer Sonne. Die Helligkeit des Roten Riesen schwankt in zwei unregelmäß­igen Zyklen, die jeweils knapp sechs

Jahre und etwa 425 Tage dauern. Möglicherw­eise schlucken unter anderem vom Stern ins All geblasene Materiewol­ken vorübergeh­end das Licht der Riesensonn­e.

Im Dezember hatten Forscher um Edward Guinan von der Villanova-Universitä­t in den USA die geringste Helligkeit von Beteigeuze seit den ersten derartigen Messungen vor knapp hundert Jahren gemeldet. Die auffällige Schwächepe­riode scheine daher zu rühren, dass beide beobachtet­en Aktivitäts­zyklen des Sterns gleichzeit­ig ein teils ungewöhnli­ch tiefes Minimum erreicht hätten, schrieben die Forscher im »Astronomer’s Telegram«.

Da Beteigeuze seinen Massevorra­t extrem schnell verbrennt, hat der Rote Riese eine vergleichs­weise geringe Lebenserwa­rtung: Obwohl er erst etwa acht Millionen Jahre alt ist, wird er irgendwann in den kommenden 100 000 Jahren als Supernova explodiere­n. Da Beteigeuze nur etwa 600 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, wird diese Supernova am irdischen Himmel Schätzunge­n zufolge so hell sein wie der Vollmond und auch am Tag sichtbar sein.

Spekulatio­nen hatten den jetzt beobachtet­en außergewöh­nlichen Helligkeit­sverlust als möglichen Vorboten einer solchen Supernova gedeutet. Das ist nach Jankas Worten jedoch nicht plausibel. Der Grund sei eine Entkopplun­g der Sternhülle von seinem Kern. »Die Helligkeit der Hülle ist unabhängig vom Kern«, erläuterte der Astrophysi­ker. Wenn sich überhaupt eine Veränderun­g bemerkbar mache, sei eher zu erwarten, dass der Rote Riese vor einer Supernova-Explosion heller werde. »Beteigeuze ist ein Supernova-Kandidat, aber wann es soweit ist, lässt sich momentan nicht vorhersehe­n«, erläuterte Janka. »Es kann in ein paar Jahren, in ein paar Jahrhunder­ten oder in ein paar Jahrtausen­den soweit sein.« dpa/nd

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