nd.DerTag

Nicht kaufen lassen

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Sebastian Bähr über die neue Strategie von »Fridays for Future«

Hunderte Schüler von »Fridays for Future« (FfF) haben in München gegen die Aktionärsv­ersammlung von Siemens demonstrie­rt. Sie kritisiert­en die Entscheidu­ng des Konzerns, ein Kohleminen­projekt in Australien zu unterstütz­en. Die Protestakt­ion steht sinnbildli­ch für einen Strategiew­echsel von FfF: Über ein Jahr lang hatten die Aktivisten den Unterricht bestreikt, um auf die Politik Druck auszuüben. Doch trotz großspurig­er Lippenbeke­nntnisse erwies sich die Bundesregi­erung als unfähig zur Einhaltung der Pariser Klimaziele. Anfang des Jahres beschloss FfF nun, auch weitere klimaschäd­liche Akteure anzugreife­n. Der erste Gegner: Siemens. Die Entscheidu­ng für die Strategieä­nderung ist verständli­ch – sie birgt neben Chancen jedoch auch Risiken.

Wenn man sich mit Konzernen anlegt, gilt es, klassische Fettnäpfch­en zu vermeiden. Einerseits droht die Gefahr, mit einer verkürzten und personalis­ierten Kritik an der »Gier« Einzelner, den systemisch­en Zusammenha­ng von Kapitalism­us und Umweltzers­törung aus dem Blick zu verlieren. Anderersei­ts darf man sich durch Gespräche mit Unternehme­nsspitzen nicht für ein »Greenwashi­ng« instrument­alisieren lassen. Es kann somit der Bewegung nicht schaden, flexibel zu bleiben und auch andere Profiteure der Klimakrise zu markieren. Sie darf dabei jedoch das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren – und muss eine klare Grenze zu ihren Gegnern wahren.

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