nd.DerTag

Blinde Flecken

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Jana Frielingha­us über die geringe Aufmerksam­keit des Globalen Nordens für Heuschreck­enplagen

Seit Jahrzehnte­n umspannen Lieferkett­en den gesamten Globus. Die Leben aller Menschen auf dieser Erde sind allein durch das Agieren internatio­naler Konzerne und des Finanzkapi­tals aufs Engste miteinande­r verbunden. Umso bemerkensw­erter ist es, wie wenig Aufmerksam­keit Katastroph­en biblischen Ausmaßes in westlichen Medien bekommen, wie aktuell die Heuschreck­enplagen in Afrika und Asien oder die Zyklone in Mosambik im vergangene­n Jahr. Und wie wenig die internatio­nale Gemeinscha­ft offenbar zu konzertier­tem Handeln für die mindestens 13 Millionen durch die Fresslust der Insekten von Hunger Bedrohten bereit ist.

Die Appelle des UN-Generalsek­retärs, Hilfsprogr­amme für Ostafrika aufzulegen, wirken etwa im Vergleich zum gut koordinier­ten internatio­nalen Vorgehen gegen das neue Coronaviru­s beschämend halbherzig. Natürlich: Der neue Erreger wäre bei weiterer Ausbreitun­g eine unmittelba­re Belastung für die Volkswirts­chaften der Industries­taaten. Doch zu meinen, der Flug der Heuschreck­en beträfe den Globalen Norden nicht, offenbart das kurzsichti­ge Denken der Mächtigen dort. Dabei müsste doch klar sein: Nichthande­ln oder Entwicklun­gszusammen­arbeit nur im Sinne großer Unternehme­n fällt uns nicht erst in Jahrzehnte­n »auf die Füße«. Uns? Nun, da ist wohl der Haken. Mit jenen teilen, die vor Katastroph­en, Krieg und unerträgli­chen Lebensbedi­ngungen fliehen, müssen ja nicht die wenigen, deren Profite die kapitalist­ische Globalisie­rung ins Unermessli­che gesteigert hat.

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