Rekrutierung von Kindern verhindern
Bündnis Kindersoldaten prangert Einsatz von Mädchen an
Jedes Jahr zum 12. Februar prangern Nichtregierungsorganisationen den Missbrauch von Mädchen und Jungen als Soldaten in bewaffneten Konflikten weltweit an. An diesem Tag trat im Jahr 2002 das Zusatzprotokoll zur UNKinderrechtskonvention zu bewaffneten Konflikten in Kraft. Es verbietet die Rekrutierung von unter 18-Jährigen. Diese Altersgrenze wird allerdings auch in Deutschland, den USA und Großbritannien nicht eingehalten.
Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten richtete den Blick am Dienstag insbesondere auf die Situation junger Frauen, die in Milizen gekämpft haben. An die Bundesregierung appellierte es, sich international stärker für den Schutz von Mädchen und Jungen vor Rekrutierung und für die Strafverfolgung der Täter einzusetzen. Zudem müsse Berlin in den betreffenden Ländern Präventionsund Resozialisierungsprogramme stärker unterstützen.
Die »besondere Verletzlichkeit« von Mädchen werde durch Offiziere und Warlords »systematisch ausgenutzt«, sagte Bündnissprecher Frank Mischo. »Sie sind nicht nur häufig Opfer sexueller Gewalt, sondern übernehmen auch dieselben Aufgaben wie Jungen und werden wie sie oft körperlich und psychisch misshandelt.«
Nach Schätzung des Bündnisses kämpfen derzeit weltweit rund 250 000 Kinder und Jugendliche in mindestens 23 Konflikten. Der Anteil der Mädchen liege zwischen fünf und 20 Prozent, sagte
»Mädchen sind nicht nur Opfer sexueller Gewalt, sondern übernehmen auch dieselben Aufgaben wie Jungen und werden wie sie oft misshandelt.«
Frank Mischo, Bündnis Kindersoldaten
Thomas Berthold, Kinderrechtsexperte bei der Hilfsorganisation Terre des Hommes. Konkrete Informationen lagen den Vereinten Nationen 2019 nur über rund 7000 Kindersoldaten vor, von denen knapp 800 weiblich waren.
Viele Kinder und Jugendliche meldeten sich freiwillig bei Kampfverbänden, sagte Mischo. Die einen täten das, weil ihre Eltern von Milizen ermordet wurden. Andere erhoffen sich Schutz und Macht in einer Welt ohne Sicherheit und ohne Perspektive auf ein »ziviles« Auskommen.
Zwangsrekrutierte Mädchen seien häufig besonders traumatisiert, sagt Mischo. Sie würden vergewaltigt, mit ihren Kindern alleingelassen oder gezwungen, diese zu töten. Eltern verweigerten oft die Wiederaufnahme ihrer Töchter – aus Angst vor den Warlords oder weil sie sie als deren Angehörige betrachten und ablehnen. Die jungen Frauen fielen meist aus allen Rehabilitationsprogrammen heraus, die auch Sachleistungen wie Saatgut oder Wellblech für den Hausbau enthalten. Durch solche seien Familien motiviert, Söhne und Neffen wieder aufzunehmen.
Die Linksfraktion im Bundestag fordert, die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten zu einem Schwerpunkt der Entwicklungshilfe zu machen und dafür mindestens 200 Millionen Euro jährlich auszugeben. Zudem müsse der Export von Kleinwaffen wenigstens in diejenigen Staaten strikt untersagt werden, in denen Kinder als Soldaten missbraucht werden, forderte die Linke-Abgeordnete Helin Evrim Sommer.