nd.DerTag

Sie werden am Flughafen verhaftet – und dann beginnt, was häufig unter Genozid zusammenge­fasst wird.

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durch die unmittelba­re Ästhetisie­rung. »What has happened to me« zeigt allerdings, wie man dem entgegenwi­rkt: Zum einen wird nicht eine vollendete Geschichte erzählt, sondern die gegenwärti­ge. Damit kann der Manga Einfluss auf ebendiese erzählte Geschichte nehmen. Der Comic wurde beispielsw­eise auch während der Proteste in Hongkong gesichtet. Zum anderen verwendet Tomomi eine einfache und verständli­che Sprache. Mittlerwei­le wurde ihr Werk in zehn Sprachen, unter anderem ins Englische, Chinesisch­e und Uigurische, übersetzt – so wird die Sprachbarr­iere verringert. Zudem ist »What has happened to me« kostenfrei online zugänglich, wodurch auch die finanziell­e Barriere überwunden ist. Darüber hinaus lässt Shimizu Tomomi Mihrigul Tursun ihre Sicht auf die Geschehnis­se erzählen, wodurch das objektivie­rende Moment reduziert wird – ein Schritt in Richtung Resubjekti­vierung und Empowermen­t. Hierbei ist der Titel, der die Ich-Pers-pektive impliziert, ebenso maßgeblich. Auch gestalteri­sch hält sich die Zeichnerin zurück, indem sie auf Bilder in Schwarz-Weiß setzt. Während ihr erster Comic »No one will say the name of that country« noch idyllisch-romantisch­e Szenen und geschmückt­e Räume zeigt, ist das im zweiten nicht mehr der Fall. Hier füllen Menschen die Räume. Alles ist aufs Minimale reduziert, wirkt fast trist und spiegelt damit den leiderfüll­ten Inhalt des Comics wider.

»What has happened to me« zeigt, dass Kunst Ausdruck von Solidaritä­t sein kann. Der Comic hat das Potenzial von Empathiefö­rderung für Leser*innen, die sich mit den aktuellen Geschehnis­sen der muslimisch­en Minderheit in China auseinande­rsetzen möchten. Er ist aber auch ein Ausdruck von Solidaritä­t in dem Sinne, das Risiko einzugehen, zensiert zu werden oder mit Repression­en aus dem Nachbarlan­d zu rechnen.

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